Drecksgrube Asse: Jede Menge Giftmüll – auch aus Bayern
WOLFENBÜTTEL - Im einsturzgefährdeten Atommülllager Asse sind neben Giftstoffen wie Arsen auch Tierkadaver deponiert worden. Ein Gutachten aus dem Jahr 2004 berichtet von Abfallbehältern „mit zementierten Tierkörpern“ - möglicherweise auch aus dem Freistaat. Bayerns Grüne fordern Aufkärung.
Dass Asse ein gefährliches Drecksloch ist, ist seit langem klar – jetzt wurde auch noch bekannt, dass in dem niedersächsischen Atommüll-Lager außer gefährlichem radioaktivem Abfall auch noch gefährlicher Giftmüll aller Art gelagert wird. Und zwar auch aus Bayern. Deswegen fordern die Grünen im Freistaat nun Aufklärung von der Staatsregierung.
In den 60er Jahren suchte die Bundesrepublik dringend nach einem Lager für Atommüll – da traf es sich günstig, dass die Wintershall AG ihr ausgedientes Kali-Bergwerk bei Wolfenbüttel losschlagen wollte. Ab 1967 wurde munter Nuklearabfall bis hin zum hochgefährlichen Plutonium in die alten Schächte gestopft – und nicht nur das, wie der „stern“ jetzt aufdeckt und vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bestätigt wird. Auch 497 Kilogramm Arsen befinden sich in der Asse – 0,1 Gramm können bereits tödlich für einen Menschen sein. Plus Quecksilber, Zyanid und „Tonnen von Blei“.
Einer der Lieferanten soll laut „stern“ auch die die bayerische BayWa AG gewesen sein. Als sie 1967 giftige Pflanzenschutzmittel loswerden wollte, habe sie beim Betreiber Helmholtz-Zentrum München einen willigen Abnehmer gefunden. Mittlerweile wurde der Betreiber wegen zu sorglosem Umgangs abgelöst.
Woher kommt der Giftmüll? Bayerns Grüne rufen nach Aufklärung
„Wir wollen genau wissen, von wem und wann welche Menge an arsenhaltigen Pflanzenschutzmitteln aus Bayern in die Asse geliefert wurde und ob die Staatsregierung oder ihr nachgeordnete Behörden an der Einlagerung unmittelbar oder mittelbar beteiligt oder darüber informiert waren“, so der Grünen-Abgeordnete Ludwig Herrmann.
Außerdem wolle man wissen, was mit den einzementierten Tier-Kadavern sei, deren Existenz nun ebenfalls bekannt wurde – ob die etwa auch aus Bayern stammen. Wo sie herkommen, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. „Nach Tschernobyl hätte man es sich erklären können“, sagen die Grünen. Aber 1967? Gab es nukleare Tierversuche? Waren sie anderweitig verseucht? Silvia Kotting-Uhl von den baden-württembergischen Grünen: „Uns graust schon fast vor der weiteren Recherche, was da noch alles unten liegt.“
Die Rekonstruktion ist schwierig – BfS-Spezialisten wühlen sich derzeit durch teils handschriftliche jahrzehntealte Helmholtz-Akten. Und die Zeit drängt: Asse ist einsturzgefährdet und droht voll Wasser zu laufen. Die Sicherung könnte bis zu zwei Milliarden Euro kosten. Und dann stellt sich die Frage, wer die zahlt – der Steuerzahler oder diejenigen, die den Müll angeliefert haben. tan