Dramen, Liebe, Hiebe: So war's im Landtag

Am Donnerstag traf sich dieser Landtag nach fünf turbulenten Jahren zum letzten Mal. Wie es begann und wie es endet - die AZ zieht Bilanz.
Angela Böhm |
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Die Bilanz der Landtagsperiode: Klicken Sie sich durch die Bilderstrecke.
picture-alliance / dpa / Petra Schramek 14 Die Bilanz der Landtagsperiode: Klicken Sie sich durch die Bilderstrecke.
Der Entmachtete: Nach dem Wahlfiasko war er schwer angeschlagen: Am 1. Oktober 2008 stürzt die CSU-Fraktion Günther Beckstein als Regierungschef. Zwei Tage zuvor hatte sich die engste Parteispitze noch geeinigt, dass CSU-Chef Erwin Huber geht und Beckstein bleibt.
Andreas Gebert, dpa 14 Der Entmachtete: Nach dem Wahlfiasko war er schwer angeschlagen: Am 1. Oktober 2008 stürzt die CSU-Fraktion Günther Beckstein als Regierungschef. Zwei Tage zuvor hatte sich die engste Parteispitze noch geeinigt, dass CSU-Chef Erwin Huber geht und Beckstein bleibt.
Die Alten:Mit 60 ist Schluss! Seehofer musterte aus. Wissenschaftsminister Thomas Goppel musste gehen, Sozialministerin Christa Stewens auch. Nach fünf Jahren ist sie doch wieder gut genug: als Nothelferin, um nach der Verwandten-Affäre für drei Monate die CSU-Fraktion zu übernehmen.
dpa 14 Die Alten:Mit 60 ist Schluss! Seehofer musterte aus. Wissenschaftsminister Thomas Goppel musste gehen, Sozialministerin Christa Stewens auch. Nach fünf Jahren ist sie doch wieder gut genug: als Nothelferin, um nach der Verwandten-Affäre für drei Monate die CSU-Fraktion zu übernehmen.
Der Freisprecher: „Red’ Deutsch“, schallte es ihm bei seiner ersten Rede aus der CSU entgegen. Hubert Aiwanger, Niederbayer und Chef der Freien Wähler, wurde zum personifizierten „Opfesaft“. Inzwischen sind die Abgeordneten neidisch. Aiwanger ist der einzige, der ohne Manuskript auf eine Regierungserklärung Seehofers kontern kann.
dpa 14 Der Freisprecher: „Red’ Deutsch“, schallte es ihm bei seiner ersten Rede aus der CSU entgegen. Hubert Aiwanger, Niederbayer und Chef der Freien Wähler, wurde zum personifizierten „Opfesaft“. Inzwischen sind die Abgeordneten neidisch. Aiwanger ist der einzige, der ohne Manuskript auf eine Regierungserklärung Seehofers kontern kann.
Der Affenbändiger: In der Koalition kracht es ohne Ende. Im Juli 2009 greift Seehofer an. FDP-Fraktionschef Thomas Hacker nennt ihn „affig“. Seehofer ist beleidigt. Regieren tun sie weiter. Jetzt zieht Hacker in den Wahlkampf „gegen den Machtmissbrauch“. Meinen tut er die CSU. Seehofer: „So ist er halt.
dpa 14 Der Affenbändiger: In der Koalition kracht es ohne Ende. Im Juli 2009 greift Seehofer an. FDP-Fraktionschef Thomas Hacker nennt ihn „affig“. Seehofer ist beleidigt. Regieren tun sie weiter. Jetzt zieht Hacker in den Wahlkampf „gegen den Machtmissbrauch“. Meinen tut er die CSU. Seehofer: „So ist er halt.
Der Spargeltarzan: 2008 kommt Markus Rinderspacher ins Parlament. 2009 wird er Oppositionsführer. Seehofer nennt ihn „Spargeltarzan“. Rinderspacher rechnet am Ende mit der Regierungsbank ab: „Ramponierte Resterampe.“ Es wurde die lauteste Sitzung.
dpa 14 Der Spargeltarzan: 2008 kommt Markus Rinderspacher ins Parlament. 2009 wird er Oppositionsführer. Seehofer nennt ihn „Spargeltarzan“. Rinderspacher rechnet am Ende mit der Regierungsbank ab: „Ramponierte Resterampe.“ Es wurde die lauteste Sitzung.
Der Tod: Er hatte ein Herz wie ein Bergwerk. Nach sieben Jahren Kampf erlag der Fraktionschef der Grünen, Sepp Daxenberger, mit 48 Jahren im August 2010 seinem Krebsleiden. Drei Tage zuvor war seine Frau Gertraud an Krebs gestorben.
dpa 14 Der Tod: Er hatte ein Herz wie ein Bergwerk. Nach sieben Jahren Kampf erlag der Fraktionschef der Grünen, Sepp Daxenberger, mit 48 Jahren im August 2010 seinem Krebsleiden. Drei Tage zuvor war seine Frau Gertraud an Krebs gestorben.
Die Wirre: Sie stürzte Edmund Stoiber und verwirrte den Landtag mit einer esoterischen Rede zum Haushalt. Erst beschwerte sich Gabriele Pauli, dass der aus Zahlen bestehe, dann forderte sie, dass er ein bisschen göttlich werde.
Petra Schramek 14 Die Wirre: Sie stürzte Edmund Stoiber und verwirrte den Landtag mit einer esoterischen Rede zum Haushalt. Erst beschwerte sich Gabriele Pauli, dass der aus Zahlen bestehe, dann forderte sie, dass er ein bisschen göttlich werde.
Die Neugeborenen: Politik kann auch lieben: 2011 kommt das erste Landtagsbaby zur Welt. Theo wurde vom Grünen-Abgeordneten Thomas Mütze mit seiner SPD-Kollegin Isabell Zacharias gezeugt. Ihm folgte Laurenz. Die Eltern sind Hubert Aiwanger und Tanja Schweiger von den Freien Wählern.
picture-alliance/dpa 14 Die Neugeborenen: Politik kann auch lieben: 2011 kommt das erste Landtagsbaby zur Welt. Theo wurde vom Grünen-Abgeordneten Thomas Mütze mit seiner SPD-Kollegin Isabell Zacharias gezeugt. Ihm folgte Laurenz. Die Eltern sind Hubert Aiwanger und Tanja Schweiger von den Freien Wählern.
Die Misshandelten: Sie wurden gedemütigt, gequält, im Keller eingesperrt, als Zwangsarbeiter ausgenutzt und mussten Erbrochenes essen. 80 ehemalige Heimkinder werden im Landtag angehört. Erstmals berichten sie öffentlich über ihr Martyrium.
dpa 14 Die Misshandelten: Sie wurden gedemütigt, gequält, im Keller eingesperrt, als Zwangsarbeiter ausgenutzt und mussten Erbrochenes essen. 80 ehemalige Heimkinder werden im Landtag angehört. Erstmals berichten sie öffentlich über ihr Martyrium.
Der Vamp: Sie hatte in fünf Jahren gleich drei Männer an ihrer Seite. Nach dem tragischen Verlust ihres Traumpartners Sepp Daxenberger bekam Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause (M.) den Unterfranken Thomas Mütze an ihre Seite. Der warf nach neun Monaten das Handtuch. Auf ihn folgte Martin Runge. Bause: „Frauen halten halt doch mehr aus.“
Petra Schramek 14 Der Vamp: Sie hatte in fünf Jahren gleich drei Männer an ihrer Seite. Nach dem tragischen Verlust ihres Traumpartners Sepp Daxenberger bekam Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause (M.) den Unterfranken Thomas Mütze an ihre Seite. Der warf nach neun Monaten das Handtuch. Auf ihn folgte Martin Runge. Bause: „Frauen halten halt doch mehr aus.“
Der Lächerliche: Einer musste es ja machen. Ex-Kultusstaatssekretär und CSU-Fraktionsvize Karl Freller erklärte im Landtag die Wende bei den Studiengebühren: „Ich bin fest überzeugt, dass die Studiengebühren in Bayern dank der CSU fallen werden.“ So gelacht wurde im Plenum noch nie.
picture-alliance/dpa 14 Der Lächerliche: Einer musste es ja machen. Ex-Kultusstaatssekretär und CSU-Fraktionsvize Karl Freller erklärte im Landtag die Wende bei den Studiengebühren: „Ich bin fest überzeugt, dass die Studiengebühren in Bayern dank der CSU fallen werden.“ So gelacht wurde im Plenum noch nie.
Der Hartnäckige: Gustl Mollath hat ihm viel zu verdanken. Florian Streibl (FW) (r.) brachte den Fall ins Rollen. Es ist seine persönliche Rache an der CSU. Die hatte 1993 seinen Vater wegen der „Amigo-Affären“ gestürzt.
dpa/picture-alliance 14 Der Hartnäckige: Gustl Mollath hat ihm viel zu verdanken. Florian Streibl (FW) (r.) brachte den Fall ins Rollen. Es ist seine persönliche Rache an der CSU. Die hatte 1993 seinen Vater wegen der „Amigo-Affären“ gestürzt.
Die Überflüssige: Die Opposition will den Rücktritt von Justizministerin Beate Merk. Jetzt reicht’s auch dem Ministerpräsidenten. Im Fall Mollath macht die stellvertretende CSU-Vorsitzende eine traurige Figur. Nichts geht weiter – und das mitten im Wahlkampf. „Wofür brauchen wir noch das Ministerium?“, ärgerte sich Seehofer am Dienstag im Kabinett.
Peter Kneffel/dpa 14 Die Überflüssige: Die Opposition will den Rücktritt von Justizministerin Beate Merk. Jetzt reicht’s auch dem Ministerpräsidenten. Im Fall Mollath macht die stellvertretende CSU-Vorsitzende eine traurige Figur. Nichts geht weiter – und das mitten im Wahlkampf. „Wofür brauchen wir noch das Ministerium?“, ärgerte sich Seehofer am Dienstag im Kabinett.

Am Donnerstag traf sich dieser Landtag nach fünf turbulenten Jahren zum letzten Mal. In denen war so gut wie alles geboten. Wie es begann und wie es endet - die AZ zieht Bilanz. Klicken Sie durch die Bilderstrecke.

München - Es fing mit einem Knall an – und hört mit einem Knall auf. Ein Schauspiel mit vielen Akten: Dramen, Dreher, Liebe und auch Hiebe. Fünf turbulente Jahre liegen dazwischen, wenn sich heute der Landtag in seiner 16. Wahlperiode zum letzten Mal auf der Bühne trifft. Nach fast einem halben Jahrhundert musste die CSU erstmals wieder in einer Koalition regieren. 2008 hatte sie ihre absolute Mehrheit eingebüßt und war auf 43,4 Prozent gestürzt.

Gleich zum Start rollten Köpfe: Ministerpräsident Günther Beckstein wurde gemeuchelt. Als letzte Patrone holte die CSU den damaligen Bundesverbraucherminister Horst Seehofer aus Berlin. Der schaltet bei allen CSU-Grundsatzproblemen den Schleudergang ein und räumte von Studiengebühren bis Donauausbau alles ab. Nur die Affäre Mollath und der Steuersünder Hoeneß sind ihm geblieben.

Spektakulär ist auch das Ende. Die Verwandten-Affäre erschütterte den Landtag in seinen Grundfesten. Und wieder rollte ein Kopf.

 

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