Dr. Angela Faust

Der AZ-Politikchef Frank Müller über die Union nach Guttenberg
München Das Kabinett ist wieder komplett, die Regierung handlungsfähig und Thomas de Maizière für jeden verantwortungsvollen Posten eine gute Wahl. Soweit die positive Seite für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Man könnte auch sagen: Mitten in einem riesigen Scherbenhaufen sind ein paar Teller heil geblieben.
Was aber alles zu Bruch gegangen ist in der Union während der Guttenbergschen Chaostage, lässt sich durch eine flotte Kabinettsumbildung nicht so leicht reparieren. Die Kanzlerin wird jetzt von den eigenen Anhängern an zwei Fronten in die Zange genommen.
Da sind die Fans von KT zu Guttenberg noch das kleinere Problem. Die Zahl derer, die den Pseudodoktor zum Messias verklären, ist ohnehin rückläufig. Die Menschen werden lernen, ohne ihr Idol zu leben.
Viel härter und nachhaltiger wird Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Vertrauensverlust in der Kernzone zu kämpfen haben. Die Menschen spüren, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bereit war, Guttenbergs Scharlatanerien augenzwinkernd hinzunehmen.
Dass sie es dulden wollte, Glaubwürdigkeit und Anstand gegen Popularitätswerte und Glamour zu tauschen. Das aber ist ein Faustscher Pakt, bei dem es ernst wird. Politiker, selbst KT, sind austauschbar, Werte sind es nicht – vor allem nicht für die Union, die von den ganz simplen bürgerlichen Tugenden zusammengehalten wird.
Wenn sich die Anhänger hier nicht mehr wiederfinden, werden sie in die Wahlenthaltung fliehen, vielleicht schon bei den Landtagswahlen im März. Und dann wird es wirklich eng für Bundeskanzlerin Angela Merkel.