Diebesbande "wächst und wächst"

In Düsseldorf werden kriminelle Männer aus Nordafrika immer mehr zum Problem. Auch alteingessene Landsleute sind empört
von  Frank Christiansen
Das Maghreb-Viertel in Düsseldorf: In dem Stadtteil, der auch „Klein-Marokko“ genannt wird, ist der Anteil an Zuwanderern nordafrikanischer Herkunft besonders hoch.
Das Maghreb-Viertel in Düsseldorf: In dem Stadtteil, der auch „Klein-Marokko“ genannt wird, ist der Anteil an Zuwanderern nordafrikanischer Herkunft besonders hoch.

Düsseldorf Da staunte sogar die Polizei: Bei einer Razzia im Düsseldorfer Bahnhofsviertel kam bei einer Überprüfung der Personalien heraus, dass von 72 Kneipengästen 90 Prozent bereits als mutmaßliche Diebe aufgefallen waren. Noch etwas hatten die Anwesenden gemein: Sie kamen aus Nordafrika. Gleiches stellen die Ermittler bei den „Antänzern“ fest, die sie in der Altstadt als Trick- und Taschendiebe festnehmen: Die Maghreb-Staaten dominieren.

Deswegen rief die Polizei in der Landeshauptstadt das Projekt „Casablanca“ ins Leben, um herauszufinden, was sich in der Szene abspielt. Jetzt – eineinhalb Jahre später – haben die Beamten eine beunruhigende Zwischenbilanz gezogen: Allein in Düsseldorf gibt es Diebesbanden mit insgesamt 2244 Verdächtigen aus Nordafrika, die Mehrheit von ihnen (1256 Verdächtige) aus Marokko. Abschieben sei praktisch unmöglich, sagt ein Polizist, der nicht genannt werden möchte. „Die Szene wächst und wächst. Für die Kollegen ist das sehr frustrierend.“

„Die sind auf sich allein gestellt, ohne Papiere, ohne Einkommen“

Nach der Silvesternacht in Köln stehen die Neuankömmlinge nun besonders unter Beobachtung: Die 13 Beschuldigten aus der Silvesternacht seien allesamt Nordafrikaner, berichtete die Kölner Staatsanwaltschaft. Ihnen werden Taschendiebstähle rund um den Dom vorgeworfen.

In Düsseldorf trifft sich die Szene in „Klein-Marokko“, wie das Maghreb-Viertel genannt wird. Dort sind die alteingesessenen nordafrikanischen Ladenbesitzer auf die Neuankömmlinge nicht gut zu sprechen. „Abschieben, sofort abschieben“, fordern sie. Doch das Viertel dient den Banden als Rückzugsort. „Da haben sie ihre Shisha-Bars und Cafés“, sagt ein Polizeisprecher.

„Wir haben hier eine sehr gut integrierte nordafrikanische Gemeinde, mit hohen Einbürgerungsquoten und immer besserem Bildungsstand, die nun in Sippenhaft genommen wird“, sagt der Düsseldorfer Sozialpädagoge Samy Charchira. Erst seit einigen Tagen habe sich die Polizeipräsenz verstärkt. Die Problemgruppe, „das sind junge Leute im Alter von 17, 18, 19 Jahren. Die sind auf sich allein gestellt, ohne Papiere, ohne Einkommen“.

Junge Marokkaner lernen die syrische Nationalhymne Die Kölner Polizei hat ebenfalls alarmierende Zahlen: Während von 1111 illegal eingewanderten Syrern in jüngster Zeit 0,5 Prozent als Verdächtige bei Straftaten auffielen, waren es bei 838 illegalen Einwanderern aus Marokko, Tunesien und Algerien 40 Prozent. Die Nordafrikaner – überwiegend alleinreisende junge Männer – seien besonders häufig bei Raub, Ladendiebstahl, Taschendiebstahl und Diebstahl aus Autos vertreten. Sie seien oft aggressiv und leisteten erheblichen Widerstand.

Die marokkanische Nachrichten-Website „Hibapress“ berichtete, aus den ärmeren Vierteln Casablancas hätten sich in den vergangenen Wochen Hunderte junge Marokkaner über die Balkanroute in Richtung Europa aufgemacht, nachdem bekannt geworden sei, dass Syrer in Europa Aufnahme finden. Online sieht man einige beim Üben der syrischen Nationalhymne und des Dialekts.

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