Die Willkommenskultur schwindet
Die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof vom vergangenen Herbst gingen um die Welt – und berührten Millionen Menschen. Polizisten spielten mit Flüchtlingskindern. Zahlreiche Helfer kümmerten sich um die Geflohenen, stellten Kleidung, Plüschtiere, Spielsachen und Lebensmittel zur Verfügung.
„Refugees Welcome“-Schilder wurden in die Höhe gehalten. München – eine Weltstadt mit Herz, lauteten viele Schlagzeilen. Doch inzwischen schwindet die „Willkommenskultur“ in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld. Demnach finden zwar immer noch knapp 43 Prozent der Bevölkerung die „zunehmende Vielfalt“ in der Gesellschaft gut. Zwei Jahre zuvor waren es aber noch gut 47 Prozent gewesen, die diese Entwicklung positiv fanden.
„Ressentiments gegen Zugewanderte sind längt nicht mehr nur am rechten Rand zu finden“, stellt die Stiftung Mercator fest, die die Studie unter Leitung des Sozialpsychologen Andreas Zick unterstützt hat. Die repräsentative Umfrage, die gestern vorgestellt wurde, zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung zwar eine Aufnahme von Flüchtlingen befürwortet. Dass aus dieser Aufnahme ein dauerhafter Aufenthalt wird, will knapp die Hälfte der Befragten aber nicht. Sie wünschen sich, dass die Asylbewerber wieder ausgewiesen werden, wenn sich die Lage in ihren Heimatländern verbessert.
Mehr als ein Drittel der Befragten findet sogar, dass die vielen Geflohenen die Zukunft Deutschlands gefährden. Die Forscher stellten hierbei fest: Wenn es um die Flüchtlinge geht, haben Alteingesessene und Bürger mit Migrationshintergrund ähnliche Einstellungen. Knapp 36 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund sind der Meinung, „die hohen Flüchtlingszahlen gefährden die Zukunft Deutschlands“. Unter den Bürgern mit ausländischen Wurzeln liegt die Zustimmung hierbei sogar bei 38 Prozent. Zudem haben fast 50 Prozent der Befragten Angst, dass mit den Flüchtlingen die Bedrohung durch den Terrorismus wächst.
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