Die Kanzlerin in Afghanistan: Merkel nennt das K-Wort
KUNDUS - So unverblümt und deutlich wie nie zuvor beschreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Lage in Afghanistan: Bei einem überraschenden Blitzbesuch bei den deutschen Truppen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel erstmals offen von „Krieg“ gesprochen.
„So etwas kannten wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Wir haben uns das von unseren Eltern und Großeltern erzählen lassen. Das ist etwas, was wir bisher nur aus Kriegsbüchern kannten.“
„Einsatz“, „eskalierender Konflikt“, „kriegsähnliche Zustände“ – die Politik hat sich nur langsam an die Benennung der Lage herangewagt. Jetzt sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Weihnachtsbesuch vor hunderten Soldaten in Kundus: „Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat.“ Und: „Sie stehen in wirklichen Gefechten – so wie das Soldaten in einem Krieg tun. Ich finde, das sollte man beim Namen nennen.“
Ihre Offenheit kam bei den Soldaten gut an. Sie dankte ihnen für ihren Einsatz: „Wir wissen, dass das eine extrem gefährliche Sache ist und sich viele noch lange nach dem Einsatz damit rumplagen, was sie hier erlebt haben.“ Überschattet wurde ihr Besuch von einem tödlichen Unfall: Ein 21-jähriger Soldat starb beim Reinigen seiner Waffe. Merkel: „Das ist einfach nur traurig. Es ist grausam, eine Woche vor Weihnachten die Nachricht vom Tod des Sohnes oder Bruders zu hören.“
Mit im Tross der Kanzlerin war auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg – für ihn war es nach dem Trip mit seiner Frau Stephanie schon der zweite Afghanistan-Besuch binnen einer Woche. Er hielt sich diesmal eher im Hintergrund.
Anschließend traf Merkel in Mazar-i-Scharif den afghanischen Präsident Hamid Karsai. Das Gespräch scheint eher entmutigend gewesen zu sein. Auf die Frage, ob er versprochen habe, die Korruption zu bekämpfen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Er hat konkret ehrlich gesagt gar nichts versprochen.“