„Die Hisbollah hält noch still“
Sandrine Gamblin ist „Senior Analyst“ der unabhängigen Krisenbeobachtergruppe „International Crisis Group“. Die Nahost-Expertin sieht radikale Palästinenser hinter den Angriffen aus dem Norden. Die Französin lebt in Beirut
AZ: Wer steckt hinter den Angriffen aus dem Libanon?
Sandrine Gamblin: Das ist nicht ganz klar. Die Hisbollah hat ihre Beteiligung offiziell bestritten.
Die Hisbollah gilt als verlängerter Arm des Iran. Ist das Dementi glaubwüdrig?
Man muss wissen, welches Interesse die Hisbollah an der Eröffnung einer zweiten Front hat. Derzeit ist die Lage im Libanon relativ stabil, und die Hisbollah will sich lieber als politische denn als militärische Kraft etablieren. Ein erneuter Angriff Israels auf den Libanon würde dem Einfluss der Hisbollah schaden.
Wer könnte es also sonst gewesen sein?
In den Palästinenser-Lagern des Libanon gibt es radikale Gruppen wie „Fatah-al-Islam“, denen ein Anschlag zuzutrauen ist. Dort haben die Islamisten starken Einfluss, denen sind Absprachen der Führer im Libanon egal.
Die Radikalen wollen einen Zwei-Frontenkrieg?
Im Süden Libanons versuchen 15000 Uno-Soldaten und die libanesische Armee, Raketenangriffe zu unterbinden. Alle libanesischen Parteien wollen einen Krieg mit Israel vermeiden. Die Erinnerungen und die Spuren von 2006 sind noch zu frisch. Das Problem ist, die palästinensischen Gruppen in der Lagern unter Kontrolle zu bringen.
Kann der Konflikt noch eskalieren?
Das hängt auch davon ab, wie lange Israel seine Angriffe fortsetzt. Je länger, desto brennender die Frage, ob die Hisbollah stillhält.
Interview: Matthias Maus
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