Die Handlungsreisende

Deutsche Interessen werden deutlich formuliert. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die deutsche Afrika-Politik.
von  Matthias Maus

Sagen wir doch mal, wie’s ist: „Die deutsche Wirtschaft erhofft sich von der Kanzlerin Engagement für weiteren ungehinderten Zugang zu Afrikas Rohstoffen.“ So wie der deutsche Industrie- und Handelskammertag formuliert man deutsche Interessen: klar und deutlich! Fragt sich, worüber man sich mehr aufregen soll. Über die offene Inanspruchnahme der Politik als Dienstleister der Wirtschaft. Oder über den Skandal, das es offene Märkte nur in eine Richtung geben soll. Jenseits aller Klischees gibt es Chancen für die afrikanischen Staaten. Trotz aller Unterschiede haben sie alle eines gemein. Der Zugang zu unseren Märkten für afrikanische Produkte ist ihnen fast komplett versperrt. Mit ihren Subventionen schotten sich die Europäer nicht nur erfolgreich gegen afrikanische Produkte ab. Mit unseren Almosen oder Altkleidern werden die Erzeuger vor Ort auch noch platt gemacht. Da kann Bundeskanzlerin Angela Merkel noch so viele Programme „auf Augenhöhe“ versprechen: Eine unheilige Allianz aus energiehungrigen Staaten, Unternehmen, und kleptokratischen Regimes sorgt für die Fortsetzung einer Ausbeutung, die der in der Kolonialzeit in nichts nachsteht. Arm bleiben nur die Afrikaner. Dass nun die Chinesen im Rennen um die Reichtümer vorne sind, dass sie noch skrupelloser sind, noch weniger nach Menschenrechten fragen, macht die Rolle der Handlungsreisenden Merkel nicht besser – nur ein bisschen tragischer.

 

 

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