Die Fronten in Südamerika verhärten sich
Nachdem auch Venezuela den kolumbianischen Botschafter auswies, hat der ecuadorianische Präsident Kolumbien vorgeworfen, der Militärschlag habe die Freilassung Betancourts verhindert. Brasilien schaltet sich ein.
Ecuador und Venezuela haben als Reaktion auf den kolumbianischen Militärschlag in Ecuador die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien beendet. Beide Staaten wiesen die Botschafter und alle anderen Diplomaten Kolumbiens am Montag aus und verfügten die Schließung der Botschaften. Die Botschafter und Diplomaten der beiden Länder in Kolumbien waren bereits am Vortag zurückbeordert worden. Zugleich wurden die Truppen an der Grenze zu Kolumbien verstärkt.
Die Regierungen in Quito und Caracas wiesen auch fast zeitgleich kolumbianische Vorwürfe zurück, sie hätten die marxistische Rebellengruppe «Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens» (Farc) unterstützt. Dies solle nur dazu dienen, von der «unverschämten» Verletzung der Souveränität Ecuadors abzulenken, sagte ein Sprecher des venezolanischen Außenministeriums. Lateinamerikanische Regierungen aber auch europäische wie die Bundesregierung riefen alle Beteiligten zur Mäßigung auf.
«Chancen einer Freilassung sind vertan»
Zudem warf der ecuadorianische Präsident Rafael Correa Kolumbien vor, mit dem Militärschlag gegen sein Land eine möglicherweise kurz bevorstehende Freilassung der früheren kolumbianischen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt verhindert zu haben. «Die Bemühungen um die Freilassung von zwölf Geiseln, darunter Ingrid Betancourt, in Ecuador waren weit fortgeschritten. Ich kann nicht ausschließen, dass Kolumbiens Überfall absichtlich geführt wurde, um diese Freilassung zu verhindern», fügte Correa am Montag in Quito hinzu. Die Freilassung sei für die erste Märzhälfte vorgesehen. «Aber diese Chancen sind jetzt alle vertan», sagte Correa im Fernsehen weiter.
Amorim: Krise beenden
Brasilien schaltete sich in den Konflikt in Südamerika ein und forderte eine «bedingungslose Entschuldigung» von Kolumbien bei der Regierung von Ecuador. Bei der Sondersitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) am Dienstag in Washington wolle man außerdem die Gründung einer OAS-Untersuchungskommission vorschlagen, die ermitteln solle, welches Land im Konflikt im Recht sei, sagte Außenminister Celso Amorim am Montag in Brasilia.
Brasiliens Chefdiplomat meinte, es habe eine Verletzung des ecuadorianischen Territoriums gegeben, die zu verurteilen sei. «Das ist etwas sehr Schlimmes», erklärte Amorim. Brasilien wolle nun dazu beitragen, dass die Krise so schnell wie möglich beigelegt werde. An einen Krieg glaube er nicht, meinte Amorim. Kolumbianische Truppen hatten bei einem Luftangriff am Samstag ein Rebellen-Lager in Ecuador angegriffen und dabei den Farc-Vize Raúl Reyes und nach ecuadorianischen Angaben 20 weitere Rebellen getötet. Anschließend waren Bodentruppen nach Ecuador eingedrungen, um die Leiche von Reyes zu bergen und nach Kolumbien zu bringen. (dpa/AP)
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