Die Abrechnung mit Guttenberg

Seine frühere Uni kommt in ihrem Bericht zur Plagiatsaffäre zum Fazit, Ex-Minister zu Guttenberg habe bewusst abgeschrieben. Das will der gefallene CSU-Star nicht auf sich sitzen lassen.
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BAYREUTH Karl-Theodor zu wer oder was? Auch wenn der Rücktritt des einstigen CSU-Verteidigungsministers erst wenige Wochen her ist, wirkt er für viele wie aus einer anderen Welt. Jetzt ist der Mann aus der Zeit vor Japan, Gaddafi und FDP-Absturz wieder voll da: Mit seiner früheren Universität liefert sich der Ex-Hoffnungsträger einen heftigen Krach um die Konsequenzen aus seiner Plagiatsaffäre.
Dabei geht es um die alte Schlüsselfrage: Hat Guttenberg beim Abkupfern seiner Doktorarbeit aus allen möglichen Onlinequellen bewusst getäuscht, wie viele meinen? Oder hat er lediglich Fehler durch mangelnde Sorgfalt gemacht, wie er selbst behauptet? Angeblich neigt die Untersuchungskommission an der Bayreuther Uni klar zu Antwort eins. In ihrem fast fertigen Bericht zur Affäre komme sie zu dem Ergebnis, dass die Dimensionen, in denen Guttenberg abschrieb, keinen anderen Schluss zuließen als Vorsatz und bewusstes Abschreiben, heißt es.
Das würde die Sache für den Ex-Minister noch einmal deutlich peinlicher machen. Seine Verteidigungsstrategie beinhaltete zwar wechselnde Elemente: von „abstrusen Vorwürfen” seiner Gegner bis zu eingestandener mangelnder Sorgfalt seinerseits. Doch mehr – also den gezielten Betrug – mochte Guttenberg nie eingestehen. Er habe im Stress als junger Familienvater und viel beschäftigter Abgeordneter bei Quellen und Zitaten schlicht den Überblick verloren, sagte er nur.
Kein Wunder, dass Guttenberg nun verhindern will, dass der peinliche Uni-Abschlussbericht öffentlich wird. Seine Anwälte wollen dies mit Verweis auf Guttenbergs Persönlichkeitsrechte verhindern. Da aber spielt die Bayreuther Hochschule nicht mit. Die hat selbst ein hohes Interesse, aus der Plagiatsaffäre möglichst ungeschoren herauszukommen. Denn sie war es schließlich, die der Schummelarbeit von KT die Bestnote „Summa cum laude” verlieh.
Jetzt erinnert sie Guttenberg an seine eigenen Worte: Er habe schließlich bei seinem Rücktritt von seinem eigenen Interesse und dem der Öffentlichkeit gesprochen, die Vorwürfe aufzuklären. Das sei ihm „ein aufrichtiges Anliegen”, sagte er damals.

Hält der Minister sein Wort?

Die Uni hoffe, dass sich der Ex-Minister „an sein öffentlich gegebenes Wort” halte, stichelte Uni-Sprecher Frank Schmälzle. Notfalls wollen die Wissenschaftler ihre Abrechnung wohl auch ohne Guttenbergs Zustimmung veröffentlichen. Schmälzle: „Wir wollen eine klare Aussage zum wissenschaftlichen Fehlverhalten zu Guttenbergs treffen und das Thema öffentlich aufarbeiten.”
Guttenberg lässt zurückschießen: Dass aus dem noch nicht fertigen Untersuchungsbericht Details durchsickerten „widerspricht allen Regeln eines ordentlichen Verfahrens und dient der Vorverurteilung”, sagte sein Anwalt Alexander Graf von Kalckreuth. Guttenberg habe in seiner Stellungnahme gegenüber der Uni „schlüssig” belegt, nicht bewusst getäuscht zu haben.
Wenigstens scheint Guttenberg das Schlimmste erspart zu bleiben: ein strafrechtliches Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen. Laut „Spiegel” sieht die bayerische Justiz für ein solches bislang kein öffentliches Interesse. Auch von den betroffenen Autoren gebe es keine Strafanzeige. 

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