Fischotter-Abschuss: Deutsche Umwelthilfe kündigt Klage an

Ab sofort können in Bayern Fischotter deutlich einfacher als bislang getötet werden. Die Deutsche Umwelthilfe fürchtet um die heimischen Bestände und will gegen die Verordnung klagen.
von  Tobias Lill
Markus Söders Kabinett hat den erleichterten Abschuss von Fischottern beschlossen.
Markus Söders Kabinett hat den erleichterten Abschuss von Fischottern beschlossen. © Peter Kneffel/dpa

München - Für die einen ist es ein putziges Tierchen, das einen wichtigen Beitrag für das Ökosystem leistet, für die anderen ist er eine Art Urfeind: der Fischotter. Die Staatsregierung hatte sich zuletzt klar auf die Seite der Fischer, Bauern und Förster geschlagen, von denen viele die Otter in ihrer heutigen Zahl vor allem als Schädlinge betrachten. Vor allem weil diese Fisch fressen – und davon reichlich.

Ab dem 1. August dürfen einer neuen Verordnung zufolge in weiten Teilen der Oberpfalz sowie in Niederbayern Fischotter "ohne aufwendige einzelne Ausnahmegenehmigung entnommen" werden. Bereits Mitte Juli hatte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) die dafür nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen.

Bayerns Landwirtschaftsministern Michaela Kaniber (CSU).
Bayerns Landwirtschaftsministern Michaela Kaniber (CSU). © Peter Kneffel/dpa

Fischotter in Bayern nun ganzjährig zum Abschuss freigegeben

Fischotter können laut Agrarministerium "zur Abwendung ernster fischwirtschaftlicher Schäden" nun ganzjährig getötet werden. "Die Entnahme ist allerdings nur möglich, wenn es dazu keine zumutbaren Alternativen gibt, etwa eine Einzäunung." Und sie solle nur dort zulässig sein, wo das Auftreten des Otters ein Problem darstelle, etwa in den Teichbaugebieten – und das auch nur "unter Beachtung des Artenschutzrechts".

Die Schäden durch Fischotter hätten sich seit 2016 fast verzehnfacht – 600 von 10.000 Zuchtbetriebe hätten in den vergangenen zwei Jahren aufgegeben, argumentiert das Ministerium. Die Größe der Population dürfe jedoch insgesamt nicht verringert werden. Gut 650 Fischotter leben aktuell im Freistaat.

Fischotter in Bayern können ab sofort leichter abgeschossen werden.
Fischotter in Bayern können ab sofort leichter abgeschossen werden. © Christian Charisius/dpa

Fischotter-Abschuss in Bayern: Markus Söder macht "Wahlkampf auf Kosten des Artenschutzes"

Nach EU-Recht ist der Fischotter ein streng geschütztes Tier. Auch deshalb schäumen Tierschützer. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte am Montag die Entscheidung des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. "Der Abschuss des Fischotters ist für die Teichwirtschaft nicht hilfreich, ein Desaster für den Artenschutz und rechtswidrig", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller.

Ministerpräsident Markus Söder mache "Wahlkampf auf Kosten des Artenschutzes". Die Umwelthilfe will nun rechtlich gegen die Abschusserlaubnis vorgehen. Eine Sprecherin kündigte in der AZ an, die Umwelthilfe werde "voraussichtlich bis Ende der Woche eine Klage einreichen". Noch sei unsicher, bei welchem Gericht man vorstellig werde.

Deutsche Umwelthilfe: "Wir fürchten um die heimische Population"

Dem Versprechen der Regierung, es werde zu keiner spürbaren Dezimierung der Bestände kommen, will die DUH keinen Glauben schenken. "Wir fürchten um die heimische Population", sagt eine Sprecherin. Das Problem sei, dass ab sofort nicht mehr einzeln bekannt gemacht werden müsse, wenn Tiere getötet würden. Daher könnten gleichzeitig zu viele Tiere Fallen oder Jagdflinten zum Opfer fallen.

Der Bund Naturschutz begrüßt die Klage der DUH. "Die Otterbestände sind nicht so, dass man ohne Probleme schießen könnte", sagte ein Verbandssprecher der AZ. Statt Tiere zu töten, solle die Staatsregierung lieber höhere Ausgleichszahlungen beschließen.

Ursprünglich sollte die Abschuss-Verordnung bereits ab dem 1. Mai in Kraft treten. Eine Anfrage, wie man die Chancen der DUH-Klage einschätzt, ließ das Agrarministerium auf AZ-Anfrage zunächst unbeantwortet.

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