Der mündige Bürger
Über Berichten zu neuen Gesetzen steht gerne: „Was sich ab heute ändert“. Beim neuen Transplantationsgesetz ist es nicht anders. Und doch ist zu befürchten, dass sich mit der Novelle eben nichts ändert. Das Ziel, die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen, wird verfehlt.
Und dafür gibt es Gründe. Sie sind vielleicht nicht gut, aber nachvollziehbar. Da ist einmal der schwärende Spenden-Skandal, dessen Auswüchse nur scheibchenweise bekannt werden. Ärzte, Kassen, Kliniken: Es müsste von allen, die den Mangel an Spenderorganen beklagen, einen vehementeren Drang zur Aufklärung geben. Sind das wirklich nur Einzelfälle? Wer manipuliert da warum? Hat der alkoholkranke Milliardär in Deutschland mehr Chancen auf eine Leber als der Handwerker? Das sind Mutmaßungen.
Sie werden aber bleiben, und sie werden die Spendenbereitschaft nicht erhöhen, solange die Fragen nicht geklärt sind. Auch davon abgesehen macht es sich der Gesundheitsminister zu leicht, wenn er die entscheidende Frage nicht stellen mag: Er redet vom „mündigen Bürger“, der „Respekt“ verdient, wenn er sich nicht entscheiden mag.
Eine schwierige Materie, sicher. Aber letztlich ist es ganz einfach. Was sagt der mündige Bürger, wenn sein Sohn, seine Mutter ein Organ braucht? Dann ist er für die Organspende, garantiert. Deshalb ist eine Widerspruchslösung wie in Österreich, wo man der Entnahme widersprechen muss, die sauberste, die effektivste Lösung.
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