Demonstranten stören das Bild von Trumps Amtsübernahme
Washington - Das Signal, das Donald Trump am Freitag vom Kapitol in Washington an sein Volk sandte, war nicht gerade ein Versöhnliches. In seiner 16 Minuten langen Rede peitschte er seine Anhänger auf, wie in besten Wahlkampftagen. "America First", rief er - statt zu einen, rief er die Erinnerungen an den wohl bittersten Wahlkampf in der US-Geschichte wach. Wozu das führen kann, wurde ihm eindringlich vor Augen geführt.
Unmittelbar nach den Feierlichkeiten auf dem Hügel des Kapitols kam es in der Innenstadt Washingtons zu Ausschreitungen. Seine Amtsübernahme prägen Bilder zur Symbolik der US-Verfassung - aber eben auch von brennenden Autos und wütenden Protesten.
Während der Ausschreitungen feiern Donald und Melania Trump glamourös auf drei Bällen.
In aller Welt protestierten Menschen gegen die Devise Trumps: "Amerika zuerst!" In Mailand hängten Trump-Kritiker ein großes Plakat auf, das das Konterfei des neuen US-Präsidenten mit brennenden Fackeln in den Augen zeigt. In Mexiko gingen Menschen auf die Straße, in Madrid genauso wie in London, in Warschau ebenso wie in New York und Brüssel.
Protest-Feuer in Washington
In Washington brannten schon am Vorabend von Trumps Vereidigung die ersten Feuer. Trump-treue Medien, wie der Sender Fox News, machten daraus einen Skandal. Die Stimmung heizte sich auf, doch die Proteste verliefen weitgehend ruhig. Die Washingtoner Polizei meldete bis zum Nachmittag 95 Festnahmen. Ein Polizist wurde verletzt, einige Demonstranten ebenso.
Diese hatten Feuer und Rauchbomben gezündet, vereinzelt sollen auch Steine auf Polizeieinheiten geflogen sein, ein Auto stand in Flammen. Die Ordnungshüter hatten die Situation jedoch im Griff. Trotz des Großaufgebots hatte es bei der Vereidigung eine Frau bis kurz vor die Bühne geschafft, die Trump die Legitimation absprechen wollte. Unmittelbar vor den Augen der Fahnenträger nahmen Ordnungskräfte sie in Gewahrsam.
An vielen anderen Stellen ging es friedlicher zu. "Ich bin hier, um zu widersprechen", sagte Halie Griffin (27) aus New York, eine der Demonstrantinnen. "Ich will nicht, dass das heruntergespielt wird, normal wird. Ich will, dass die Menschen wissen, da sind andere, die nicht so denken. Auch wenn es die mächtigste Person unserer Regierung so sieht."
Viele Unterstützer angereist
Die überwiegende Zahl der nach Washington gereisten Besucher waren ohnehin Unterstützer des neuen Präsidenten. "Wir kamen aus dem Zug und da waren Massen an Demonstranten", sagt Alyssa Dawson (23) aus New Jersey. "Und so sehr ich auch finde, sie haben das Recht dazu, so sehr war ich auch beeindruckt, wie viele Unterstützer Trumps da waren."
700 000 bis 900 000 Menschen fanden sich zwischen Kapitol und Lincoln-Denkmal ein, um den neuen Präsidenten zu bejubeln. Am Samstag wollten die Demonstranten gegenhalten. Zum "Women's March", bei dem vor allem die Rechte von Frauen im Vordergrund stehen sollten, wurden mindestens 200 000 Menschen erwartet. Donald Trump sitzt dann friedlich in der Kirche. In der National Cathedral holt er sich den göttlichen Segen.