Debatte über Organspende: Dringend aufklären
Es ist Montagvormittag, als endlich alle engen Angehörigen, teils weit angereist, ums Klinikbett der Sterbenden versammelt sind. Ehemann, Bruder, die gerade erwachsenen Kinder sehen, wie sich der Brustkorb der 58-Jährigen hebt und senkt unter künstlicher Beatmung. Sie sei hirntot, sagen die Ärzte. Ein Aneurysma im Kopf.
Ihre Frau, sagen die Ärzte zum fassungslosen Ehemann, hat einen Organspendeausweis. Weil Organe nur lebenden Körpern entnommen werden können und die Logistik – also der Transport von Leber, Herz, Lunge zu den schwerkrank wartenden Empfängern – schwierig sei, müsse man die Sterbende noch bis Mittwoch, vielleicht Donnerstag am Leben erhalten. Die Familie, zum Abschiednehmen gekommen, bricht zusammen. Den geliebten Menschen weitere drei Tage so zu sehen, ohne ahnen zu können, ob und wie groß das Leiden ist – für Angehörige kaum auszuhalten.
Auch solche Geschichten – diese stammt aus 2017 und meiner Verwandtschaft – gehören zum Thema Organspende, das dringend mehr Aufklärung bedarf. Darüber, dass laut Experten 10.000 Menschen in Deutschland ein Spenderorgan benötigen. Dass alle acht Stunden ein Mensch stirbt, weil er kein passendes erhalten hat. Aber auch, dass Organe niemals Toten, sondern immer (noch) Lebenden entnommen werden. Und die Folgen für die Hinterbliebenen oft traumatisch sind.
Ich habe seit Jahren einen Organspendeausweis. Und bin froh, dass die Debatte zum Thema endlich Fahrt aufnimmt. Es ist Zeit, dass die Unsicherheit – tue ich wirklich das Richtige? – verschwindet. Bei allen Beteiligten.
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