DDR wollte Staatsfeinde in Lager stecken
Berlin - 25 Jahre lang lagern sie in kleine Schnipsel zerrissen in Tausenden Säcken: die Geheimdienst-Dokumente der DDR. Das Fraunhofer-Institut versucht sie seit Jahren mit einem speziellen Computerprogramm zu rekonstruieren. Jetzt ist der Forschungsorganisation ein Durchbruch gelungen, wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet.
Gleich die ersten rekonstruierten Akten, die nach dem Mauerfall von Stasi-Mitarbeitern zerrissen worden waren, enthalten demnach brisante Informationen. Aus ihnen geht hervor, dass die DDR-Regierung in den 1980er Jahren, als Polen von den Solidarnosc-Protesten erschüttert wurde, für den Krisenfall in der DDR drakonische Strafmaßnahmen plante. Solidarnosc war eine Streikbewegung, die entscheidend am Übergang der politischen Macht vom kommunistischen Regime zur demokratischen Republik in Polen beteiligt war.
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Um einen solchen Aufstand in der DDR zu verhindern, sollten prominente Staatskritiker wie Gerd und Ulrike Poppe, Bärbel Bohley oder Wolfgang Templin festgenommen und in Lager gesteckt werden. Ihnen wurde von Seiten der Stasi vorgeworfen, durch „Aktivitäten über die Massenmedien feindliche und negative Kräfte im Innern der DDR zu mobilisieren“.
Das Ministerium für Staatssicherheit sollte die Staatsfeinde unschädlich machen. Vorgesehen waren zudem eine verschärfte Überwachung von 10 000 Menschen und die sofortige Inhaftierung von knapp 2000 Oppositionellen.
Mit dem Durchbruch bei der Wiederherstellung der Stasi-Unterlagen könnte nun die mühsame Rekonstruktion der restlichen zerrissenen Akten beschleunigt werden. Noch immer sind Tausende Säcke nicht ausgewertet worden.
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