Das Ende einer Ära: Ted Kennedy ist tot
WASHINGTON - Ted Kennedy, einer der einflussreichsten Senatoren der USA, erliegt im Alter von 77 Jahren einem Hirntumor. Amerika trauert um einen seiner talentiertesten Politiker
Er starb auf den Tag genau ein Jahr nach seinem letzten großen Auftritt: Am 26. August 2008 bestieg Edwart „Ted“ Kennedy in Denver die Bühne bei Barack Obamas Wahlparteitag. „Es ist Zeit für eine neue Generation“, rief er, bereits stark vom Krebs gezeichnet, und: „Der Traum lebt weiter!“ Sein Traum: Ein fortschrittliches Amerika, ein der Welt zugewandtes Amerika, ein Land, in dem auch die Schwachen eine Chance haben. Er wird ohne ihn verwirklicht werden: Gestern früh erlag Ted Kennedy im Alter von 77 Jahren seinem Hirntumor.
Die USA trauern: „Wir haben das unersetzliche Zentrum unserer Familie verloren, das fröhliche Licht in unserem Leben“, ließ seine Familie mitteilen. „Aber die Ermutigung durch seinen Glauben, seinen Optimismus und seine Kraft wird in unseren Herzen für immer weiterleben.“ Ted Kennedy war nicht nur einer der dienstältesten Senator (er kam 1962 ins Amt, als sein Bruder John F. noch Präsident war), er war auch einer der einflussreichsten Senatoren, die die USA je hatten. „Fünf Jahrzehnte lang trug praktisch jedes wichtige Gesetz, mit dem Bürgerrechte, Gesundheit und Wohlstand des amerikanischen Volkes gefördert wurden, seinen Namen und ging auf seinen Einsatz zurück“, sagte Barack Obama gestern.
Ted, der jüngste drei Kennedy-Brüder, galt für viele als noch größeres politisches Talent als sein Bruder John F. Die eigene Präsidentschaft blieb ihm aber versagt: Als er 1980 gegen Jimmy Carter antreten wollte, stolperte er über die so genannte Chappaquiddick-Affäre: Auf der Halbinsel in Massachussets hatte er 1969 nach einer Party die Kontrolle über seinen Wagen verloren, seine Sekretärin Mary Jo Kopechne starb. Erst zehn Stunden nach dem Unfall alarmierte Kennedy die Polizei und wurde wegen Fahrerflucht verurteilt. Erst nach der zweiten Hochzeit wurde der als Lebemann und Schürzenjäger verschriene Politiker ruhiger.
Der Kennedy-Fluch: Er hat nun auch den letzten der drei Söhne ergriffen. Entdeckt worden war der bösartige Krebs nach einem Schlaganfall im Mai 2008. Seither kämpfte Ted Kennedy, wegen seiner schlohweißen Haare gerne „der Löwe“ genannt, verbissen gegen die Krankheit an.
Tragisch: Sein größtes und wichtigstes Projekt, die Verwirklichung einer Gesundheitsreform, sollte Ted Kennedy nicht mehr erleben. „Es ist das Anliegen meines Lebens“, sagte er erst vor kurzem zu dem Gesetzespaket, das in den USA so kontrovers diskutiert wird wie kaum eine Reform zuvor. Noch vorige Woche bat der Senator deshalb den Gouverneur seines Bundesstaates Massachussets, rasch für einen Nachfolger für ihn zu sorgen: Auf keinen Fall sollte seine Stimme verlorengehen. Das wird sie nicht – das sagte sein demokratischer Weggefährte, US-Senator Harry Reid: „Das Gebrüll des Löwen ist verstummt, aber sein Traum wird nie sterben."
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