Dalai Lama sieht «kulturellen Völkermord»

Der religiöse Führer der Tibeter hat gefordert, dass eine internationale Organisation die Lage in der Himalaya-Region untersucht. Es gebe ein Problem in China, «ob es die chinesische Regierung nun zugibt oder nicht», sagte der Dalai Lama.
von  Abendzeitung
Der Dalai Lama ist gegen einen Olympia-Boykott
Der Dalai Lama ist gegen einen Olympia-Boykott © dpa

Der religiöse Führer der Tibeter hat gefordert, dass eine internationale Organisation die Lage in der Himalaya-Region untersucht. Es gebe ein Problem in China, «ob es die chinesische Regierung nun zugibt oder nicht», sagte der Dalai Lama.

Nach den schweren Unruhen mit Dutzenden von Toten in Lhasa sind an anderen Orten in Tibet und den Provinzen Gansu und Sichuan neue antichinesische Proteste aufgeflammt.

Exiltibetische Organisationen berichteten am Sonntag von tausenden Tibetern, darunter Mönche des Labrang Klosters, die am Vortag in der Stadt Xiahe (Sangchu) in Gansu demonstriert hätten. Paramilitärische Polizei habe Tränengas eingesetzt und Schüsse in die Luft abgegeben. Neue Proteste seien am Samstag auch in Ngaba in Sichuan ausgebrochen. Der US-amerikanische Sender Radio Free Asia (RFA) berichtete ferner von Demonstrationen in der südwesttibetischen Stadt Lithang, in Sershul in Sichuan und im Kloster Samye südlich von Lhasa.

Dalai Lama hält Kulturerbe in Gefahr

Der religiöse Führer der Tibeter, der Dalai Lama, warf China vor, in seiner tibetischen Heimat einen «kulturellen Völkermord» zu begehen. Er wolle, dass eine angesehene internationale Organisation die Lage in Tibet untersuche, sagt der Dalai Lama in seinem indischen Exil in Dharmsala. Es gebe ein Problem in China, «ob es die chinesische Regierung nun zugibt oder nicht«. Ein uraltes Kulturerbe sei in ernster Gefahr. «Ob mit oder ohne Absicht - es findet eine Art kultureller Völkermord statt», sagte der Friedensnobelpreisträger.

Religiöser Füher gegen Olympia-Boykott

Dennoch betonte er in einem Interview des britischen Senders BBC seine Unterstützung für die Olympischen Spiele in Peking in diesem Sommer. Sie seien immer noch eine Gelegenheit für China, Unterstützung für die Freiheit der Menschen zu demonstrieren, sagte der Dalai Lama. US-Außenministerin Condoleezza Rice rief unterdessen in Washington die chinesische Regierung auf, im Umgang mit den Protesten Zurückhaltung zu zeigen. Sie forderte von der Volksrepublik, das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zu respektieren. An die Demonstranten appellierte Rice, von Gewalt abzulassen. Sie plädierte für einen Dialog beider Seiten. Bei den schweren Unruhen am Freitag in Lhasa sind nach offiziellen chinesischen Angaben zwölf Mitglieder der Sicherheitskräfte schwer verletzt worden. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua sprach am Sonntag unverändert von zehn Toten in Lhasa, während Augenzeugen von deutlich höheren Opferzahlen berichtet hatten. Der exiltibetischen Regierung lagen unbestätigte Berichte von sogar bis zu 100 Toten vor. (nz/AP/dpa)

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