Dänen wählen: Regierungswechsel wahrscheinlich
Kopenhagen - Am letzten Tag des Wahlkampfes lag die sozialdemokratische Herausforderin Helle Thorning-Schmidt (44) zusammen mit vier Oppositionsparteien knapp vor dem Bündnis von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen (47).
Rasmussens rechtsliberale Partei ("Venstre") hatte Ende 2001 eine Minderheitsregierung mit den Konservativen gebildet und seitdem mit der rechtspopulistischen DVP (Dänische Volkspartei) als Mehrheitsbeschafferin zusammengearbeitet. Insgesamt kam das Regierungslager im Durchschnitt aller Umfragen am Mittwoch auf 48,2 Prozent gegenüber 51,9 Prozent für die Parteien hinter Thorning-Schmidt.
Rasmussen sagte zum Abschluss des Wahlkampfes in Kopenhagen: "Die Entscheidung für die Wähler ist die zwischen einer Zukunft mit unkontrollierten Staatsschulden oder der Bewahrung unseres Wohlfahrtsstaates." Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand die Wirtschaftskrise in Dänemark mit kräftig steigender Arbeitslosigkeit und tiefroten Zahlen im Staatshaushalt.
Drei vorausgegangene Wahlen in Folge hatte das Mitte-Rechts-Lager mit dem Versprechen einer härteren Ausländerpolitik gewonnen. Die sozialdemokratische Spitzenkandidatin Thorning-Schmidt will die auf Initiative der rechtspopulistischen DVP durchgesetzten Verschärfungen beim Ausländer- und Zuwanderungsrecht im Wesentlichen beibehalten und hat sich im Wahlkampf immer wieder ausdrücklich zu einer "harten Linie" bei diesem Thema bekannt.
Bei Umfragewerten unter 25 Prozent müssen die Sozialdemokraten mit dem schlechtesten Ergebnis der Parteigeschichte rechnen. Den als wahrscheinlich geltenden Sieg der Opposition würden den Umfragen zufolge die sozialliberale Partei ("Radikale Venstre") und die linke Einheitsliste mit massiven Stimmenzuwächsen sichern. Beide haben massiv gegen die Kopenhagener Linie bei der Ausländerpolitik opponiert.