China wartet auf Urteil in brisantem Politkrimi
Peking - Der 53-jährigen Gu Kailai wird zur Last gelegt, gemeinsam mit einem Hausangestellten im November 2011 den britischen Geschäftsmann Neil Heywood (41) getötet zu haben. Hintergrund der Tat soll ein Streit um Geld gewesen sein.
Gu Kailai könnte zum Tode verurteilt werden, was aber als unwahrscheinlich gilt. Der Mord und die Ermittlungen haben einen Skandal um Korruption und Machtmissbrauch ans Licht gebracht, der Chinas Kommunistische Partei vor dem Parteitag im Herbst in eine schwere Krise gestürzt hat.
Der Anwalt Li Xiaolin, der Gus mitangeklagten Angestellten verteidigen sollte, bestätigte den Termin der Urteilsverkündung. Er sei vom Gericht informiert worden, sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Li hatte seinen Mandanten schließlich nicht in dem Prozess vertreten können, weil diesem ein vom Gericht bestellter Anwalt vorgeschrieben wurde.
In dem Verfahren in der ostchinesischen Stadt Hefei hatte Gu Kailai den Mord nach Berichten staatlicher chinesischer Medien vergangene Woche gestanden. Nach Darstellung der Anklage war die 53-Jährige von dem Briten erpresst worden. Dieser habe zudem ihrem Sohn gedroht, der vor kurzem sein Studium an der Harvard-Universität abgeschlossen hatte. Sie habe den 24-Jährigen schützen wollen. Die wohlwollende Argumentation der Staatsanwaltschaft deutet nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass Gu Kailai nicht zum Tode, sondern zu einer eher milden Strafe verurteilt wird.
In Hongkonger Medien gab es Spekulationen, der Brite habe Vermögen der Familie ins Ausland geschleust und sogar ein Verhältnis mit der Politikerfrau gehabt. Bo Xilai (63) war schon im März wegen Korruptionsverdachts als Parteichef in der Region Chongqing abgesetzt worden. Am 11. April, als seine Frau festgenommen wurde, verlor der charismatische Politiker auch seinen Sitz im mächtigen Politbüro.