China: Gerhard Schröder stiehlt Horst Seehofer die Show
QINGDAO - In der bayerischen Partnerprovinz Shandong in China zählt ein ehemaliger deutscher Bundeskanzler immer noch mehr als ein amtierender Ministerpräsident des Freistaats.
Zum Auftakt einer energiepolitischen Konferenz am Mittwoch in der ostchinesischen Stadt Qingdao wurde Ex-SPD-Chef Gerhard Schröder von den Offiziellen als „alter Freund des chinesischen Volkes empfangen“. Den neben Schröder sitzenden CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer erwähnte der kommunistische Parteisekretär der Provinz, Jiang Yikang, hingegen in seiner Rede kein einziges Mal.
Und auch selbst zu Wort kam Seehofer beim Eröffnungsakt nicht. Doch er nahm es staatsmännisch hin. „Ich lasse gern den Herrn Bundeskanzler für mich sprechen“, sagte der Ministerpräsident später konziliant. Immerhin habe Jiang ihn mit Handschlag persönlich begrüßt, betonte Seehofer. Auch für Schröder war die Situation allerdings außergewöhnlich. Es sei für ihn „ein absolutes Novum“, im Namen des „verehrten Herrn bayerischen Ministerpräsidenten“ zu sprechen, sagte er.
Die beiden deutschen Politikprominenten begrüßten sich so fern der Heimat ausgesprochen freundschaftlich. „Wir sind beide der Meinung, dass wir Vieles miteinander leisten würden“, plauderte Seehofer später über seine Unterhaltung mit Schröder. Fast trauerten sie dabei vergangenen Ämtern nach – Schröder dem Job des Bundeskanzlers und Seehofer dem des Bundesgesundheitsministers. Bei den aktuellen Problemen mit der Gesundheitsreform in Deutschland „könnten wir alles wieder in Ordnung bringen, in kürzester Zeit“, meinte der CSU-Vorsitzende scherzhaft.
ddp