Bundesregierung plant offizielles Siegel für mehr Tierwohl
Die Verbraucherzentralen erhoffen sich vom geplanten staatlichen Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt eine vertrauenswürdige Orientierung für die Kunden. „Das wäre ein großer Schritt nach vorne für mehr Wahrheit und Klarheit und vielleicht auch höhere Preise für die Landwirte“, sagte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Verbraucherschützer Müller erklärte weiter, bisherige Tierwohl-Siegel für Wurst oder Fleisch seien kaum bekannt. „Das heißt, dass damit immer der niedrigste Preis das ausschlaggebende Kaufkriterium ist.“ Dabei sei besserer Tierschutz vielen Kunden mehr wert – wenn auch vielleicht nicht gleich die Biostufe, die bei Fleisch deutlich teurer sei. Daher sei ein staatliches Siegel wichtig, mit dem Anbieter nicht „wild durch die Gegend werben“ könnten. Man könnte sich dann darauf verlassen, dass bestimmte Standards auch wirklich erfüllt seien.
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) will das Label im Januar anlässlich der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin genauer vorstellen. Damit soll Fleisch von Tieren gekennzeichnet werden können, deren Haltungsbedingungen über dem gesetzlichen Standard liegen. Ein „Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume“, in dem es auch um das Label geht, präsentierte Schmidt bereits am Freitag in Berlin (AZ berichtete).
Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, wenn nun ein weiteres Tierschutzprogramm auf den Weg gebracht werde, „dann unterstützen wir das und hoffen, dass es eine bessere Marktdurchdringung bekommt als andere Siegel“. Da dies in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht der Fall gewesen sei, habe die Branche eine Initiative gegründet und so schon 13 Millionen Schweine in bessere Haltungsformen gebracht. Dabei erhalten freiwillig teilnehmende Bauern für Zusatzleistungen wie mehr Platz im Stall Geld aus einem Fonds, den Handelsketten füllen. Es müsse sichergestellt werden, dies nicht zu gefährden, betonte Rukwied.
Der neue Vorsitzende der Länder-Agrarminister, Niedersachsens Ressortchef Christian Meyer (Grüne), forderte eine verpflichtende statt nur einer freiwilligen Kennzeichnung. Denn das vom Bund geplante freiwillige Label könne in Supermärkten untergehen oder kaum genutzt werden. „Für die Kunden macht nur eine für alle Marktteilnehmer verpflichtende und einfache Kennzeichnung Sinn.“ Vorbild könne die Pflichtkennzeichnung bei Eiern sein. Diese müssen seit 2005 als aus Öko-, Freiland-, Boden- oder Käfighaltung stammend ausgewiesen werden. Auch für Fleisch sollten vier Stufen gelten. Die Grundstufe wäre Haltung nach gesetzlichen Standards – danach käme eine bessere Unterbringung, etwa mehr Platz im Stall. Zwei weitere Stufen sollten Fleisch von Tieren mit Außenauslauf sowie Ökohaltung kennzeichnen. „Das Ganze staatlich kontrolliert und einheitlich, so dass der Verbraucher sich darauf verlassen kann“, so Meyer.
Die Fleischproduktion in Deutschland
In deutschen Schlachthöfen wurden im Jahr 2015 insgesamt 8,2 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Im ersten Halbjahr 2016 waren es knapp 4,1 Millionen Tonnen. Dafür mussten etwa 29,2 Millionen Schweine, 1,7 Millionen Rinder sowie 349 Millionen Hühner, Puten, Enten und anderes Geflügel sterben.
Worauf Verbraucher beim Fleischkauf achten sollten
Woran lässt sich bereits beim Einkauf erkennen, dass es sich um qualitativ hochwertiges Fleisch handelt? Ratsam ist es generell, Fleisch aus der Region zu kaufen. Und neben zahlreichen Siegeln geben auch ganz einfache Äußerlichkeiten einen Hinweis auf die Qualität des Fleisches. Ein Überblick:
Fett: Fett gilt für viele eigentlich als verpönt und ungesund. „Doch im Fett sind auch viele Geschmacksstoffe drin“, erklärt Elisabeth Roesicke vom Verbraucherinformationsdienst aid. Verbraucher sollten daher darauf achten, dass das Fleisch nicht ganz mager ist, sondern eine kleine Fettmarmorierung hat. Die lässt sich an einem weißen aderförmigen Muster erkennen.
Farbe: Welche Farbe das Fleisch idealerweise hat, hängt vom Tier ab. Kalbfleisch etwa sollte hell sein, aber nicht ganz weiß, rät Roesicke. Rindfleisch hingegen ist am besten mittelrot und sollte nicht zu dunkel sein. Geflügel ist hingegen hell. Beim Schweinefleisch ist die Farbe idealerweise ebenfalls hell bis zartrosa. Vorsicht gilt insbesondere bei gräulichem Fleisch.
Flüssigkeit: Wer verpacktes Fleisch kauft, achtet am besten darauf, dass sich kein Wasser in der Packung befindet. Schwimmt das Fleisch in einer Lache aus blutigem Wasser, deutet das darauf hin, dass es schon zu alt ist.
Form: Expertin Roesicke kennt einen einfachen Trick, mit dem Verbraucher bei verpacktem Fleisch erkennen können, ob es noch frisch ist: Wenn man mit dem Finger auf die Folie drückt, entsteht eine Delle. Diese sollte sich schnell wieder zurückbilden und nicht zurückbleiben. Außerdem hat das Fleisch am besten eine glänzende Oberfläche.
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