Bundesrechnungshof kritisiert Kanzleramt: 266 Arbeitsplätze zu viel

Der Bundesrechnungshof kritisiert den Erweiterungsbau des Kanzleramts. Dabei würden Büroflächen nicht vollständig ausgereizt. Wie es besser ginge und was den Bund der Steuerzahler an dem Projekt stört.
von  Maximilian Neumair
Der geplante Erweiterungsbau des Bundeskanzleramts. Dessen Kosten werden auf 777 Millionen Euro geschätzt.
Der geplante Erweiterungsbau des Bundeskanzleramts. Dessen Kosten werden auf 777 Millionen Euro geschätzt. © Schultes Frank Architekten

Arbeiten, Schreibtisch aufräumen und am nächsten Tag von zuhause aus werkeln, während der Kollege auf dem eigenen Platz im Büro sitzt. In der Privatwirtschaft ist das Prinzip Desk Sharing schon längst bekannt, doch offenbar nicht im Kanzleramt.

Wie aus einem vom Magazin "Politico" veröffentlichten Bericht hervorgeht, kritisiert der Bundesrechnungshof (BRH) das Bundeskanzleramt für seine ineffiziente Bürogestaltung – angesichts des 777 Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus, der die auf Gebäude außerhalb des Kanzlerparks ausgewichenen Mitarbeiter zurückführen soll.

BRH mahnt: Clean-Desk-Gebot könne auch das Kanzleramt umsetzen

Demnach heißt es: "Das Bundeskanzleramt ist von der Verpflichtung, seine Büroflächen zu optimieren, nicht ausgenommen. Das Clean-Desk-Gebot lässt sich insbesondere bei verstärkter Nutzung von E-Akten ohne Einschränkungen umsetzen." Die Argumente des Kanzleramts, dass wegen der Arbeitsabläufe auf die häufige Präsenz der Beschäftigten nicht zu verzichten sei, überzeugen laut Bericht den BRH nicht.

So soll künftig das Kanzleramt aussehen. Die Erweiterung soll 777 Millionen Euro kosten.
So soll künftig das Kanzleramt aussehen. Die Erweiterung soll 777 Millionen Euro kosten. © Schultes Frank Architekten

Auf Nachfrage der AZ erklärt dieser, dass es sich um einen Beratungsbericht handelt, den der BRH dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zugeleitet hat. Weil der vor der abschließenden Beratung nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sei, kann der BRH diesen jedoch nicht kommentieren.

Bund der Steuerzahler: Erweiterungsbau ist kräftigem Personalzuwachs geschuldet

Dieser ist mit seiner Kritik jedenfalls nicht allein: Reiner Holznagel, Präsident vom Bund der Steuerzahler, teilt der AZ mit: "Der Erweiterungsbau des Kanzleramts ist dem kräftigen Personalaufwuchs der vergangenen Jahre geschuldet." Zwar wolle die schwarz-rote Koalition zaghaft den Rotstift ansetzen.

Aber: "Vorerst wird weiter Personalaufbau betrieben, auch im Kanzleramt, das 2025 und nochmals 2026 zusätzliches Personal einstellen will." Die Kosten für den Erweiterungsbau liegen demnach bei 1,3 Millionen Euro pro potenziellem Arbeitsplatz.

Denn dem BRH-Bericht zufolge können in den knapp 400 neuen Büroräumen etwas über 590 Arbeitsplätze eingerichtet werden.

Eine Sprecherin der Bundesregierung betont auf Nachfrage der AZ jedoch, dass keine 590 neuen Stellen geschaffen würden, sondern nur die auf angemietete Außenliegenschaften verteilten Beschäftigten zurück aufs Kanzleramtsgelände kämen. Trotzdem rechnet der BRH durch den Erweiterungsbau mit einem Überhang von 266 Arbeitsplätzen. Diese sollten laut Bericht anderen Behörden zukommen.

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