Bombenanschlag auf britische Geheimdienstzentrale in Nordirland

DUBLIN - Bombenanschlag im Belfast: Pünktlich zur Wahl des ersten nordirischen Justizministers, detonierte vor dem Inlandsgeheimdienst ein Sprengsatz. Protestanten und Katholiken verurteilen den Terrorakt
Vor der Zentrale des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 in Nordirland ist in der Nacht zum Montag eine Bombe explodiert. Verletzt wurde niemand, ein Mann wurde durch die Druckwelle der Explosion jedoch umgeworfen und erlitt einen Schock, wie der Parlamentsabgeordnete Basil McCrea mitteilte. Der Zeitpunkt des Anschlags war sorgfältig geplant: Er fiel mit der Übertragung der Verantwortung für Justizpolitik von der britischen auf die nordirische Regierung zusammen.
Dass es keine Verletzten gab, war wohl dem unfreiwilligen Überbringer der Bombe zu verdanken: Der Sprengsatz wurde nach Polizeiangaben von einem Taxifahrer vor der Geheimdienstzentrale deponiert, den Extremisten unter Morddrohungen gegen seine Familie dazu gezwungen hatten. Der Taxifahrer rief den Wachleuten vor dem Gebäude aber eine Warnung zu, nachdem er seinen Wagen mitsamt der Bombe vor der Umzäunung geparkt hatte. Bis der Sprengsatz explodierte, hatte die Polizei bereits Dutzende von Anwohnern in Sicherheit gebracht. An mehreren Häusern entstand leichter Sachschaden.
Der Taxifahrer war in einem katholischen Stadtteil von Belfast von drei Bewaffneten, die seine Familie festhielten, zur Auslieferung der Bombe gezwungen worden. Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Erpressern um Mitglieder einer Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) handelte. Die IRA selbst hat 2005 einen Gewaltverzicht erklärt.
Protestantische und katholische Vertreter der nordirischen Allparteienregierung verurteilten den Anschlag einhellig als Versuch, vor der Wahl des ersten nordirischen Justizministers die Abgeordneten des Parlaments in Belfast einzuschüchtern. Der stellvertretende Ministerpräsident Martin McGuinness, ein ehemaliger IRA-Führer, erklärte: „Die Leute da draußen, die den Friedensprozess zunichtemachen wollen, werden keinen Erfolg haben.“
Die seit langem geplante Übertragung der Rechtspolitik auf die nordirische Selbstverwaltung erfolgte formal bereits um Mitternacht. Am Nachmittag sollte der Vorsitzende der überkonfessionellen Allianz-Partei, David Ford, zum Justizminister gewählt werden. Während er die Verantwortung für alle Gerichte und mehr als 20 Regierungsbehörden in der britischen Provinz Nordirland übernimmt, wird London mit Hilfe des Inlandsgeheimdienstes MI5 weiterhin den Anti-Terrorkampf leiten. Dazu gehört auch die umstrittene Überwachung von Telefongesprächen.
dpa