Blacky stinksauer auf Unicef
Joachim Fuchsberger, Botschafter des Kinderhilfswerks, reagiert mit Empörung auf die angeblichen Unregelmäßigkeiten und das Krisenmanagement bei Unicef. Im AZ-Gespräch fordert "Blacky" die »totale Aufklärung« über den Spendenskandal.
SYDNEY Er ist empört, enttäuscht und persönlich verletzt. Auch in seiner Zweitheimat Australien hat Schauspieler Joachim „Blacky“ Fuchsberger (80) mitbekommen, was sich derzeit bei der Unicef abspielt. Die AZ telefonierte mit Deutschlands erstem, ältestem und populärstem Botschafter des Kinderhilfswerks.
"Zu nüchtern und zu geschliffen"
„Bedauerlicher- und unverständlicherweise hat es niemand für nötig befunden, mich offiziell von den Vorkommnissen zu informieren“, ärgert sich Blacky. Er habe gestern lediglich eine Mitteilung über das Ergebnis der Berliner Pressekonferenz erhalten. „Ich finde sie recht unergiebig – sie klärt keineswegs auf über das, was geschehen ist. Die Erklärung ist mir zu nüchtern und zu geschliffen. Kein einziges Wort über die Vorwürfe.“
In der Tat: Unicef fordert zwar wieder einmal „mehr Transparenz“, will „Strukturen und Funktionalitäten“ überprüfen, spricht von „Vertrauen und Verantwortung“ – doch auf die angeblichen Unregelmäßigkeiten wurde weder schriftlich noch in der Konferenz konkret eingegangen.
"Verdammt und zugenäht, was ist passiert?"
Fuchsberger gerät in Rage: „Ich bin persönlich zutiefst betroffen, dass der untadelige Ruf unserer Organisation nachhaltig beschädigt wurde.“ Er tritt „für lückenlose Aufklärung“ ein – und für Konsequenzen. „Verdammt und zugenäht, was ist mit unserer wundervollen Unicef Deutschland passiert?“
Fuchsberger ist überzeugt, dass „vieles, was jetzt zutage kommt, schon lange vor der Amtszeit von Frau Simonis passiert sein muss“. Mit ihrem Rücktritt sei nichts aus der Welt geschaffen. Auch wenn manche Unicef-Oberen diesen Eindruck erwecken, gehässig vom „Problem Simonis“ sprechen und die Ehrenvorsitzende – die zurücktrat, weil ihre Forderung nach Transparenz nicht erfüllt wurde – zum Sündenbock stempeln.
Vor allem zum Schaden der Kinder
Blacky ist tief betroffen von dem Schaden, den der womöglich fahrlässige Umgang mit Spendengeldern der Organisation zufügt – „und vor allem den Kindern“. Dass Berater mit hohen Summen bedacht worden sein sollen, regt ihn ebenfalls auf. Der Schauspieler fordert auch hier „rücksichtslos totale Aufklärung“.
Gleichermaßen empört sei er aber als „wilder, geradezu fanatischer Gegner von anonymen Angriffen“, dass von Missbrauch von Spendengeldern gesprochen wird, ohne dass sich Zeugen dafür zu Wort melden. Fuchsberger macht sich besonders Sorgen um die vielen Tausend ehrenamtlichen Mitarbeiter, die „bei ihrem Einsatz jetzt den Schwarzen Peter haben“.
Kein Gedanke ans Aufgeben
Und er beschwert sich noch einmal darüber, dass er nach wie vor im Unklaren über das Geschehene gelassen wird: „Abgesehen von einem Anruf vor vielen Wochen, als ich noch in München war. Da hat mir ein Mann, der wohl für die PR bei Unicef verantwortlich ist, von gewissen Schwierigkeiten bei der persönlichen Begegnung von Vorstand und Organisation – also von Simonis und Dietrich Garlichs – berichtet.“ Ein bisserl dürftig.
An die Aufgabe seines Amtes denkt Blacky trotzdem nicht. „Man muss unterscheiden zwischen der Weltorganisation Unicef und dem deutschen Komitee“, so der 80-Jährige. „So lange es meine Gesundheit und meine Kräfte erlauben, werde ich mich für die hungernden Kinder der Welt einsetzen und engagieren.“
Lotte Holetz, Timo Lokoschat