Birma schickt Helfer zurück - Uno entsetzt

Die Militärjunta akzeptiert die internationalen Versorgungsgüter zwar - verteilen will sie allerdings alles selber. Ein UN-Sprecher nennt dieses Verweigerungshaltung «beispiellos». Die Angst vor Seuchen steigt.
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Verteilen will die Militär-Junta die Pakete selbst
dpa Verteilen will die Militär-Junta die Pakete selbst

Die Militärjunta akzeptiert die internationalen Versorgungsgüter zwar - verteilen will sie allerdings alles selber. Ein UN-Sprecher nennt dieses Verweigerungshaltung «beispiellos». Die Angst vor Seuchen steigt.

Die Vereinten Nationen haben die Zurückweisung internationaler Hilfe nach der verheerenden Unwetterkatastrophe in Birma durch die dortige Militärregierung scharf kritisiert. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Paul Risley, bezeichnete am Freitag die Visa-Verweigerung für ausländische Experten als «beispiellos» in der Geschichte der Katastrophenhilfe.

Das birmanische Außenministerium erklärte am Freitag, man nehme zwar Versorgungsgüter entgegen, wolle aber keine internationalen Katastrophenhelfer im Land. Das Ministerium erwähnte in der Mitteilung, dass am Donnerstag in Rangun ein Flugzeug mit Rettungskräften gelandet sei, die keine Einreisgenehmigung gehabt hätten. Die Maschine sei zurückgeschickt worden.

Der Zyklon «Nargis» könnte nach Einschätzung einer US-Diplomatin 100.000 Menschen das Leben gekostet haben. Die staatlichen birmanischen Medien bezifferten die Opferzahl auf knapp 23.000, mehr als 42.000 Menschen galten demnach als vermisst. Rund 1,5 Millionen wurden obdachlos.

Thailand will intervenieren

Der thailändische Regierungschef Samak Sundaravej will die Militärjunta in Birma nun persönlich zu mehr Kooperation mit internationalen Hilfsorganisationen bewegen. Er werde am Sonntag nach Birma fliegen, berichtete die «Bangkok Post» am Freitag in ihrer Online-Ausgabe. Thailand ist der Nachbar des vom Wirbelsturm «Nargis» verwüsteten Landes und unterhält enge Wirtschaftsbeziehungen zu dem abgeschotteten Regime.

Samak ist mit der Militärjunta freundschaftlich verbunden. Er war im März auf Staatsbesuch dort und beschrieb die Generäle anschließend als «gute Buddhisten» - keine sechs Monate nach der brutalen Niederschlagung des Mönchsaufstands mit Dutzenden Toten.

Wegen der Behinderungen durch die Militärjunta kommt die internationale Katastrophenhilfe für die Opfer des Zyklons nur langsam in Gang. Am Donnerstag landeten die ersten Flugzeuge des Roten Kreuzes und des Welternährungsprogramms (WFP) mit Versorgungsgütern in Birma. Amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern wurden aber weiter abgewiesen. Die USA bemühen sich dessen ungeachtet um die Zustimmung der birmanischen Militärjunta für eine Luftbrücke ins Katastrophengebiet. Das Abwerfen von Hilfsgütern ohne Erlaubnis halte er für unwahrscheinlich, erklärte Verteidigungsminister Robert Gates am Donnerstag in Washington.

USA wollen birmanischen Luftraum nicht verletzen

Der Stabschef der Streitkräfte, Admiral Mike Mullen, fügte hinzu, ein solches Vorgehen wäre eine Verletzung des birmanischen Luftraums, was nicht sehr hilfreich wäre. Zuvor hatte der Leiter des US-Büros für Katastrophenhilfe, Ky Luu, eine etwaige Versorgung der Opfer aus der Luft angekündigt, sollten amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern auch weiterhin abgewiesen werden. Allerdings sei es insbesondere in Sumpfgebieten sehr schwierig, solche Güter zielgerecht von Flugzeugen abzuwerfen. Besser wäre eine Verteilung vor Ort, sagte Luu.

Der für humanitäre Hilfe zuständige UN-Untergeneralsekretär John Holmes warnte vor einer dramatischen Verschlechterung der Lage, sollten nicht bald weitere Hilfsgüter in Birma eintreffen. Die UN gingen von 1,5 Millionen Menschen aus, die dringend unterstützt werden müssten. Im Katastrophengebiet drohte derweil Seuchengefahr. Nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks Unicef leiden bereits 20 Prozent der Kinder in den am schwersten verwüsteten Regionen an Durchfallerkrankungen.

Malariafälle gemeldet

Ferner seien Fälle von Malaria gemeldet worden. Gesundheitsexperten bemühten sich nun darum, eine größere Ausbreitung zu verhindern, erklärte der Unicef-Chef in Rangun, Osamu Kunii. Laut Unicef sollen am Freitag drei Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung von Thailand nach Birma gebracht werden. (dpa/AP)

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