Betrügerischer Bankrott? Holzer und Pfahls in Haft

AUGSBURG - Der Ex-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls hatte Bankrott angemeldet – aber wohl sein Vermögen versteckt. Der Lobbyist Dieter Holzer Holzer soll ihm dabei geholfen haben. 20 Objekte in ganz Deutschland wurden am Mittwoch durchsucht. Es gibt sieben Festnahmen
Im Knast kennen sie sich inzwischen ja schon aus: Am Mittwoch hat die Augsburger Staatsanwaltschaft den früheren Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls und den Lobbyisten Dieter Holzer erneut verhaftet. Pfahls soll ein Millionen-Vermögen vor seinen Gläubigern verheimlicht haben. Holzer soll das Geld für ihn aufbewahrt haben. Es soll sich um das Schmiergeld aus der Affäre um den Waffenhändler Karlheinz Schreiber handeln.
In den vergangenen Jahren soll sich Pfahls laut Haftbefehl einen Audi Q7, ein Grundstück im oberpfälzischen Sengenthal bei Neumarkt und ein Haus in Südfrankreich gekauft haben. Ganz schon viel für einen armen Mann, der mit einem Offenbarungseid versichert hat, dass er mittellos sei.
In einer Großaktion durchsuchte die Staatsanwaltschaft Augsburg 20 Objekte in Deutschland – und verhaftete fünf weitere Personen. Das bestätige Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai der AZ. Darunter einen Bauträger und einen Rechtsanwalt. Pfahls wurde ins schwäbische Gefängnis Kaisheim gebracht. Holzer sitzt in Stadelheim.
Beide sind Schlüsselfiguren um Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien, die vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber eingefädelt wurden, und den Verkauf der Minol-Tankstellen in der Ex-DDR an das französische Unternehmen Elf. In beiden Fällen flossen hohe Bestechungssummen: Holzers Firma erhielt 25 Millionen Mark von Elf, von denen mindestens 5 Millionen bei Pfahls landeten. Der war zuvor Staatssekretär im Verteidigungsministerium und hatte Anfang der 80er Jahre das Büro von Ministerpräsident Franz Josef Strauß geleitet. Von Schreiber erhielt er 3,8 Millionen Mark beim Panzer-Deal mit Saudi-Arabien.
Das Geld hatte Pfahls bei seiner Steuererklärung verschwiegen. Mit Holzers Hilfe tauchte er 1999 unter. Erst nach fünf Jahren Flucht wurde er in Paris festgenommen. 2005 verurteilte ihn das Landgericht Augsburg wegen Steuerhinterziehung und Vorteilsnahme zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Holzer bekam neun Monate wegen Strafvereitelung. Damals gab sich Pfahls reumütig und versicherte, sein ganzes Geld sei bei der Flucht draufgegangen.
Dreizehn Monate saß Pfahls im Gefängnis. Nach seiner Freilassung heiratete er die moldawische Prinzessin, Viorica Sava (35). Sie hatte er auf der Flucht kennengelernt. Das Paar ließ sich in Nürnberg nieder und versuchte dort ganz unauffällig zu leben. Offensichtlich fühlte sich Pfahls vor den Ermittlern sicher, als er den Audi Q7 und das Grundstück in der Oberpfalz kaufte. Auch nach Südfrankreich hatte es ihn schon immer gezogen. Bereits während seiner politischen Laufbahn hatte er sich eine Millionen-Villa an der Côte d’Azur in der Nachbarschaft von Dieter Holzer erworben, die er später verkaufen musste.
In Nürnberg wurde Pfahls am Mittwoch verhaftet. Auch bei seinem früheren Anwalt in Mainz, Volker Hoffmann, wurden die Ermittler vorstellig. Pfahls hatte bei ihm nach seiner Freilassung als Freier Mitarbeiter gearbeitet. Inzwischen soll Pfahls Geschäfte mit Russland vermitteln.
Keine Durchsuchungen gab es in München. Max Strauß, Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der mit Pfahls und Holzer eng befreundet war, hat eine reine Weste. „Gegen ihn wird in dieser Sache nicht ermittelt,“ so die Augsburger Staatsanwaltschaft. Als einziger war er im Schmiergeld-Prozess in zweiter Instanz freigesprochen worden.
Angela Böhm