Vom "Palazzo Prozzo" in den Knast? Jetzt wird René Benko der Prozess gemacht
Auf den ersten Blick wirkt es wie Pamperlkram, weswegen René Benko nun in Innsbruck vor Gericht steht. Gemessen an dem Milliardenschaden, den der Österreicher insgesamt angerichtet haben soll, geht es um vergleichsweise wenig.
Doch für ihn persönlich geht es um viel, um sehr viel. Seit Januar sitzt der einst so gefeierte und umschmeichelte Immobilienkönig in Untersuchungshaft. Auch seinen 48. Geburtstag verbrachte der Mann, der mal zu den Reichsten der Welt gezählt wurde, im Gefängnis. Auf einen Schlag war’s vorbei mit dem verschwenderischen Leben in Pomp und Protz.
An den zwei Verhandlungstagen vor dem Landesgericht Innsbruck geht es darum, dass René Benko im Jahr 2023, kurz bevor sein Immobilienimperium zusammenkrachte, einen Teil seines Vermögens in Innsbruck beiseitegeschafft haben soll.

Die Zentrale Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) wirft ihm in ihrer Anklage vor, dass er seine Gläubiger um mehr als 670.000 Euro geprellt habe. Betrügerische Krida lautet der Verbrechenstatbestand, was in etwa so viel bedeutet wie Bankrott mit Betrugsabsicht.
Es ist der erste Prozess gegen Benko
Allein gegen ihn als Einzelunternehmer gibt es Forderungen von über zwei Milliarden Euro. 47 Millionen davon wurden anerkannt. Dazu kommen schwindelerregend hohe Forderungen von ehemaligen Mit-Investoren: Auf etwa 27 Milliarden Euro sollen sie sich belaufen. Doch darum geht es im ersten Strafprozess, auf den voraussichtlich noch viele weitere folgen, nicht. Es geht um eine Villa, die sich René Benko in seiner Heimatstadt Innsbruck offenbar als Altersitz auserkoren hatte.
Sie liegt im Stadtteil Hungerburg, der wegen seiner höher gelegenen Lage auch als „Balkon von Innsbruck“ bezeichnet wird. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt bis hinüber nach Igls.
Dort hatte die Familie zuvor in einem weißen Palast mit nachgebauter Blauer Grotte residiert, Spötter bezeichneten das Anwesen als „Palazzo Prozzo“.

Die Villa in Hungerburg ist auch nicht gerade bescheiden: Das terrassenförmig angelegte Grundstück ist 2088 Quadratmeter groß, die Architektur modern, freilich gibt es einen großen Pool. Die Villa gehört einer Tochtergesellschaft der Laura Privatstiftung, deren Begünstigte offiziell vor allem seine Mutter Ingeborg und Benkos Kinder sind. Die Villa sollte neuer Familiensitz werden.
Im Oktober 2023, als laut Ermittlern längst absehbar war, dass die Signa Holding Insolvenz anmelden muss, soll Benko für dieses Anwesen eine Miet- und Betriebskostenzahlung für drei Jahre im Voraus gezahlt haben: insgesamt rund 360.000 Euro.

Dabei war die Immobilie durch einen Erdrutsch zu Beginn des Mietverhältnisses nicht mal bewohnbar, sondern musste erst ein Jahr lang saniert werden. Nathalie Benko zog letztlich erst im Februar 2025 um – da saß Benko in Haft.
Im März 2024 meldete er Privatinsolvenz an
Außerdem geht es in dem Verfahren um eine mutmaßliche Schenkung von Benko an seine Mutter am 29. November 2023. Nur einen Tag später meldete die Signa Holding Insolvenz an.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe sowohl mit dieser Schenkung als auch mit den Mietzahlungen im Voraus nur Vermögen beiseiteschaffen und verheimlichen wollen. Im März 2024 meldete er Privatinsolvenz an. René Benko bestreitet die Vorwürfe. Bis zum rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.

Zum Prozess sind acht Zeugen geladen, darunter seine Mutter, seine jüngere Schwester und zwei Männer, die zu seinen engsten Vertrauten gehörten. Ebenfalls geladen ist der Ex-Finanzchef des Signa-Konzerns. Das Urteil soll am Mittwochabend fallen. Da die Schadenssumme in beiden angeklagten Fällen mehr als 300.000 Euro beträgt, droht ihm eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft.
Der Prozess zieht Berichterstatter aus aller Welt an, etwa aus den USA und Abu Dhabi. Journalisten von 70 Medienhäusern haben sich akkreditiert – die AZ ist auch vor Ort. Das Leben von René Benko fand in den vergangenen Monaten fernab der Öffentlichkeit statt. Am Dienstag tritt er – unfreiwillig – vor die Weltöffentlichkeit.
- Themen: