Beckstein bei den Scheichs: »Selbstbewusst wie wir«
Günther Beckstein tourt derzeit durch die Arabischen Emirate – aber auch dort geht’s nur um die CSU-Krise. Bayerns Ministerpräsident im AZ-Interview über seine Reise – und was Arabien mit Bayern verbindet.
AZ: Herr Ministerpräsident, wissen Sie schon, was ,Grüß Gott’ auf Arabisch heißt?
GÜNTHER BECKSTEIN: (lacht) Nein! Ich spreche hier überwiegend Englisch.
Sie treffen viele Scheichs. Was muss man beachten?
Ich habe mich vorbereitet: Mit der linken Hand darf man hier zum Beispiel nicht essen, weil die linke Hand als unrein gilt. Frauen gibt man nicht einfach von sich aus die Hand, man wartet ab, ob die Frau einem die Hand geben will. Auch Männern gibt man keinen kräftigen bayerischen Händedruck – man macht das leicht angedeutet.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Bayern und Arabien?
Ja, die Golf-Region ist sehr selbstbewusst, die Menschen wollen sich nicht mit Durchschnitt begnügen. Sie legen großen Wert auf Wettbewerb mit den Besten der Welt. Sie legen auf Kultur und Bildung wert. Es gibt aber auch erhebliche Unterschiede: Der Reichtum durch Öl und Gas ist völlig ungleich verteilt.
Was konkret bringt Ihre Reise dem Freistaat?
Die Golfregion bietet Riesen-Chancen für Investitionen. Hier warten unglaubliche Kapitalsummen auf Investitionsmöglichkeiten. Wir dürfen als Bayern nicht nur nach Fernost schauen, sondern auch in den mittleren Osten. Viele hier kennen uns, haben in Bayern studiert, kennen Bayern als Urlaubsregion. Von vielen hier wird Bayern mit Deutschland gleichgesetzt. Auch in den Bereichen Wissenschaft und Kultur wollen wir zusammenarbeiten – beim Studenten- und Professorenaustausch.
Konnten Sie den Arabern schon den Transrapid verkaufen?
In Katar haben wir darüber gesprochen, es soll eine 180 Kilometer lange Verbindung zwischen Katar und Bahrein geschaffen werden. Wir haben eine Machbarkeitsstudie abgegeben, die wird jetzt geprüft.
Ihre Frau muss bei offiziellen Terminen Kopftuch tragen. Wie geht es Ihnen damit?
Wenn man ins Ausland geht, ist es selbstverständlich, die Gebräuche der Gastländer zu beachten. Genau so wie wir erwarten, dass Ausländer in Deutschland unsere Werteordnung beachten.
Haben Sie mit Ihren Gesprächspartnern über Frauenrechte gesprochen?
Wir haben über Menschenrechte und die Veränderung der Gesellschaft gesprochen. Wichtiges Thema war auch der Islam. Alle Gesprächspartner haben Fanatismus und Fundamentalismus abgelehnt. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass sich die Gesellschaft von einer Beduinen-Gesellschaft zu einer Zukunftsgesellschaft ändern muss und will.
Was war der Höhepunkt Ihrer Reise bisher?
Natürlich der Besuch beim König von Saudi-Arabien. Er hat sonst Gesprächspartner wie Putin oder Bush. In Katar habe ich eine ungeheure Dynamik gesehen. Die Gesellschaft ist direkt vom 19. ins 21. Jahrhundert gekommen. Das ist schon eindrucksvoll.
Sind Sie neidisch auf den Reichtum der Scheichs?
Ich sehe natürlich, dass man mit so viel Geld viel leichter planen kann. Wenn ich Wissenschaftsminister Thomas Goppel anschaue, wie hart der beim Finanzminister verhandeln muss – hier kann mit Milliarden-Beträgen eine neue Hochschullandschaft aufgebaut werden.
Gibt’s eigentlich ein Rauchverbot in der Golf-Region?
Nein.
Das ist Ihnen wohl gleich aufgefallen, oder?
Ja, hier wird, ohne dass groß drüber nachgedacht wird, noch überall geraucht.
Kriegen Sie eigentlich mit, dass in München schon wieder neuer Ärger herrscht? CSU-Chef Erwin Huber hat schon völlig vergessen, dass Sie Ministerpräsident sind...
Sie werden es – auch wenn ich tausende Kilometer entfernt bin – nicht schaffen, ein Blatt Papier zwischen Huber und mich zu bringen!
Interview: Volker ter Haseborg