Barack Obama: Der Blackberry-Präsident
WASHINGTON - Im Weißen Haus darf der frisch vereidigte US-Präsident Barack Obama, was keinem seiner Amtsvorgänger erlaubt war: elektronisch kommunizieren. Trotz schwerer Bedenken seiner Anwälte und Sicherheitsbeamten simst, twittert und mailt Obama auch als Präsident fröhlich weiter per Blackberry – allerdings mit angezogener Handbremse
Jetzt ist auch das Weiße Haus im 21.Jahrhundert angekommen: Der neue US-Präsident Barack Obama darf trotz schwerer Bedenken des Sicherheitsdienstes sein heißgeliebtes Blackberry-Handy behalten. Er ist damit der erste Präsident, der persönlich mailt, simst und twittert. Darüber hinaus will sich Obama einen Laptop auf den Schreibtisch im Oval Office stellen und sich anstatt über wöchentliche Radio-Ansprachen mit Videos auf der Online-Plattform „Youtube“ an die Öffentlichkeit wenden.
Bislang war es dem US-Präsdenten aus Sicherheitsgründen strikt untersagt, E-Mails zu versenden oder SMS zu verschicken – aus Sorge vor anonymen Hackern und ausländischen Geheimdiensten, die die Kommunikation heimlich mitlesen könnten. Bei Obama kam die Sorge dazu, dass die Mails beim vom Präsidenten verwendeten Blackberry-System nicht etwa über einen heimischen, sondern über einen kanadischen Server laufen.
Neben den Sicherheitsbedenken haben die Regierungsanwälte die Sorge, dass der Kongress oder Gerichte irgendwann die Aushändigung bestimmter E-Mails verlangen könnten. Obamas Vorgänger George W. Bush und Bill Clinton hatten deshalb auf jeglichen E-Mail-Verkehr verzichtet.
Bush musste sogar seine private Mail-Adresse abgeben: G94B@aol.com
Bush hatte sich bei seinem Amtsantritt sogar schweren Herzens von seiner privaten Mail-Adresse G94B@aol.com verabschiedet. Auch Obamas E-Mails werden freilich den Bestimmungen des „Presidential Records Act“ unterliegen: Das Gesetz aus dem Jahr 1978 schreibt fest, dass alle Dokumente, Briefe und Notizen von Präsident und Vizepräsident für das Nationalarchiv aufbewahrt werden müssen. Nur für die rein persönliche Kommunikation können Ausnahmen gemacht werden.
Trotzdem beharrte Obama auf seinem Lieblingsspielzeug: Auf Druck von Secret Service und Anwälten muss er jedoch einen abhörsicheren Blackberry benutzen. Diese eigentlich für den militärischen Gebrauch gedachte Spezialanfertigung ist spionagesicher und kostet 2500 Euro. Der Präsident werde zudem seine E-Mail-Kommunikation einschränken, sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs. Nur persönliche Freunde und wenige hohe Beamte sollen über die persönliche Mail-Adresse des Präsidenten informiert sein.
Zuvor hatte Obama noch erklärt, er wolle über sein Handy mit den „echten Amerikanern“ im Kontakt bleiben. Bürger sollten ihn kontaktieren können, wenn er etwas Dummes mache. Der Blackberry diene als Instrument, um „das Fischglas Weißes Haus transparenter zu machen“. Beim Simsen sei ihm jedoch stets bewusst, dass alles, was er tippe, irgendwann auf CNN auftauchen könnte.
Das permanente Checken von Mails auf seinem Blackberry gilt als Obamas größtes Laster – nachdem er mit dem Rauchen aufgehört hat. Selbst Entwürfe für Reden lässt sich der Präsident auf das Handy schicken. Und wenn sein Lieblings-Baseballclub, die Chicago White Sox, gewinnen, verschickt er gerne die Jubel-SMS: „Sox!“