Bangkok: Der Aufstand gegen den Aufstand
Die Lage in Thailand eskaliert immer mehr: Kommt es zum Bürgerkrieg zwischen den beiden verfeindeten Lagern der „Roten“ und „Gelben“?
BANGKOK Steuern die anhaltenden Proteste in Thailand auf einen Bürgerkrieg zu? Immer mehr Experten befürchten, dass sich die tiefe innenpolitische Kluft zu gewaltsamen Auseinandersetzungen auswachsen könnten. Einen ersten Vorgeschmack gab es in den letzten Tagen, in denen es bei Anschlägen auf die seit Monaten demonstrierende „Volksallianz für Demokratie“ (PAD) mehr als 50 Verletzte gab.
Die innenpolitischen Gegner der Volksallianz tragen bei ihren jetzt aufflammenden Protesten die Farbe Rot – und nennen sich DAAD – „Demokratische Allianz gegen die Diktatur“. Der Gegensatz könnte nicht krasser sein: Die „Gelben“ stammen aus der gehobenen Mittelklasse, sind Akademiker, Unternehmer sowie Militäranhänger und wollen die Regierung stürzen, die sie für eine Marionette des 2006 außer Landes gejagten Staatschef Thaksin Shinawatra halten.
Die „Roten“ dagegen sind die Vertreter der armen Massen, die Thaksin verdanken, dass sie erstmals überhaupt zur Wahlurne gehen durften – und ihm, wie es der Diktator kalkuliert hatte, die Mehrheit bescherten. Es ist ein Machtkampf zwischen alteingesessenen Eliten und einer politisch gerade erst erwachten Klasse, zwischen Reich und Arm, zwischen Süden und Norden, zwischen Bildungsbürgern und Bauern. Es ist ein Machtkampf, der zum Bürgerkrieg eskalieren könnte.
Unterdessen stieg die Zahl der Touristen, die wegen der blockierten Flughäfen in Bangkok festsitzen, auf mehr als 300000 an – täglich werden es mehr, nach Schätzungen des thailändischen Tourismusrates zwischen 35000 und 45000 Urlauber. Und ein Ende der Blockaden ist nicht in Sicht.
Denn die gelb gekleideten PAD-Demonstranten wollen ihre Aktivitäten offenbar ganz auf die Lahmlegung des Luftverkehrs verlegen. Gestern gaben sie die wochenlange Belagerung des Amtssitzes des Ministerpräsidenten auf, um sich ganz auf die Flughäfen konzentrieren zu können. Trotz der Androhung von Gefängnisstrafen für die Blockierer und die gewaltsame Räumung der Flughafen-Gebäude wird nicht mit einem schnellen Ende der Besetzung gerechnet.
Viele deutsche Reiseanbieter haben darauf bereits reagiert: Vorläufig wurden alle Flüge über und nach Bangkok abgesagt. Nur Phuket in der Urlaubsregion im Süden Thailands wird noch angeflogen.
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