Bangen um Helmut Schmidt: "Er will und kann nicht mehr"

Wie ernst steht es um Altkanzler Schmidt? Offenbar sehr ernst. Seine Ärzte machen kaum noch Hoffnung. Die Anhänger des 96 Jahre alten SPD-Politikers wünschen auf Twitter baldige Genesung.
von  dpa
Es sieht wohl nicht gut aus für Altkanzler Helmut Schmidt.
Es sieht wohl nicht gut aus für Altkanzler Helmut Schmidt. © dpa

Hamburg - Seine Ärzte befürchten inzwischen das Schlimmste. Altkanzler Helmut Schmidt geht es sehr schlecht. "Wir müssen jederzeit mit allem rechnen", sagt Leibarzt Prof. Heiner Greten. Und sein Kardiologe Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck - derzeit auf Dienstreise in den USA - sagt auf dpa-Anfrage über den 96-Jährigen: "Er will und kann nicht mehr."

Schmidt war Anfang September in Hamburg wegen eines Blutgerinnsels am Bein operiert worden. Nach gut zwei Wochen verließ er das Krankenhaus auf eigenen Wunsch und kehrte in sein Haus in Hamburg-Langenhorn zurück, wo er rund um die Uhr betreut wird. Ursprünglich hatten die Ärzte große Hoffnung, dass ihm Bewegung guttue und er zu Hause wieder zu Kräften kommen könnte. Doch am Montag sagt Leibarzt Greten der "Bild"-Zeitung: "Sein Körper hat kaum noch Widerstandskräfte."

Greten und auch Schmidts Lebensgefährtin Ruth Loah kommen am Montag in das rotgeklinkerte Haus. Schmidts in England lebende Tochter Susanne ist Medienberichten zufolge bereits da. Was hinter den Mauern vor sich geht, ist unbekannt. Vor dem Haus haben sich ein Dutzend Medienvertreter und auch vereinzelt Nachbarn versammelt.

Der Altkanzler, der mit seiner 2010 gestorbenen Ehefrau Loki 68 Jahre verheiratet war, lebt bereits seit Monaten zurückgezogen. Zuletzt hatte er es als einer der beliebtesten Politiker des Landes im Mai rundweg abgelehnt, als Vorbild zu gelten. "Das ist eine Rolle, die mir nicht gefällt", sagte der Hamburger Ehrenbürger in der Hansestadt bei der "Langen Nacht der "Zeit"".

Eine Aussage, die vor allem die Hamburger wohl nicht gelten lassen. Schließlich ist Schmidts Besonnenheit unvergesslich, mit der er in seiner Geburtsstadt die Flutkatastrophe von 1962 bewältigte. Allerdings dürften die Hanseaten wohl auch nichts dagegen haben, dass sich Schmidt - wie er sagte - statt in der Rolle eines Vorbilds eher in der Rolle eines Staatsmannes gefällt.

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So oder so, Schmidts Wort hat nach wie vor Gewicht. Und so traute sich beispielsweise niemand Widerworte anzubringen, als der Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" in seinem Anfang des Jahres herausgekommenen Buch "Was ich noch sagen wollte" seinen Politikerkollegen vorwarf, nur noch in Legislaturperioden zu denken.

Auch wenn es in Schmidts achteinhalbjährige Kanzlerschaft von 1974 bis 1982 weniger um die ganz großen Weichenstellungen wie unter Willy Brandt ging - noch immer stehen viele Menschen zu ihm, erinnern sich etwa an seine Tatkraft während des Ölpreisschocks oder sein entschlossenes Auftreten im Kampf gegen die RAF.

Im April beklagte sich der Sozialdemokrat in der Sendung "Menschen bei Maischberger" noch über sein hohes Alter. "Ich finde das Alter von 96 ziemlich lästig, aber verhindern kann ich das nicht", meinte er. "Ich will nicht 100 Jahre werden, aber auch das kann ich nicht verhindern." Ein Leben nach dem Tod schließe er aus. "Wenn es vorbei ist, ist es vorbei."

Davon wollen am Montag viele Menschen nichts wissen. Im Kurznachrichtendienst Twitter etwa wünschen Dutzende dem Altkanzler alles Gute und eine baldige Genesung.

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