AZ-Analyse: Seehofer wollte zu viel

Was AZ-Korrespondent Gerald Schneider, der die Moskau-Reise von Horst Seehofer begleitet hat, über den Trip des CSU-Chefs zu Putin hält, lesen Sie hier.
Gerald Schneider |
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München - Normalität wieder herzustellen, war das erklärte Ziel. Am Ende könnten es ein paar wenige Aussagen sein, die die Moskau-Reise von Ministerpräsident Horst Seehofer in einem anderen Licht erscheinen lassen, als er selbst sich das wünscht. Der CSU-Chef wollte im Dialog mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen weiteren Gesprächsfaden nach Moskau spinnen und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit neue Perspektiven geben. Die derzeit gegen Russland verhängten Sanktionen sieht Seehofer „kritisch“, wie er in Moskau mehrfach betonte.

Lesen Sie hier: So feiern russische Medien Horst Seehofer

Hätte er es dabei belassen, diese Absichten zu betonen und mit dem Gespräch mit Putin eine für den Herbst geplante große Delegationsreise vorzubereiten, wäre wohl außer der üblichen Häme nicht viel passiert. Doch wagte sich Seehofer auf dem diplomatischen Parkett etwas zu weit heraus. „Schießereien“ fänden derzeit noch in der Ukraine statt. Bei diesen „Schießereien“ sind bisher rund 9000 Menschen gestorben. Weiß er wirklich, wovon er redet?

Ein Korrespondent von „Spiegel Online“ ist anderer Meinung: „Die meisten Reporter (bei Seehofers Abschluss-Pressekonferenz) reisen regelmäßig auch in die Ukraine. Sie haben von der Krim berichtet und dort die Spezialkräfte von Moskaus Armee mit eigenen Augen gesehen, während Putin der Weltöffentlichkeit ins Gesicht log, dort operierten nur Bürgerwehren.

Woher nehmen die beiden Gäste aus München die Gewissheit, auf das Wort des russischen Präsidenten vertrauen zu können?“ Seehofer spricht dagegen von „Grundvertrauen“, das er Gesprächspartnern grundsätzlich entgegenbringe. Immerhin betont er, beide Seiten hätten aus dem Minsker Abkommen noch „Hausaufgaben zu erledigen“. Auf die Frage eines Moskau-Korrespondenten, ob auch Putin verstanden habe, dass es für die aktuellen Konflikte keine militärische Lösung gibt, lässt sich Seehofer zu einem „Ja“ hinreißen. Er mag es etwas differenzierter meinen. Aber was ankommt, ist: Ein bayerischer Landespolitiker will am großen Rad der Außenpolitik mitdrehen.

Ob der dieser Aufgabe gewachsen ist, wird bezweifelt. Wäre Seehofer dabei geblieben, rein bayerische Interessen zu vertreten, zumal die Wirtschaftskontakte zwischen Russland und dem Freistaat bisher besonders stark ausgeprägt waren und die bayerische Wirtschaft die Sanktionen besonders zu spüren bekommt, wäre vieles von der Kritik ins Leere gelaufen. Am Ende wollte er jedoch ein bisschen zu viel.

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