Athen: Bank in Brand gesetzt, drei Tote

Drei Menschen sterben in einer brennenden Bank in Athen – die Proteste gegen das drastische Sparpaket eskalieren. Und der Zorn richtet sich auch gegen Deutschland.
von  Abendzeitung
In Athen gibt es seit Dienstag Proteste auf den Straßen
In Athen gibt es seit Dienstag Proteste auf den Straßen © dpa

ATHEN - Drei Menschen sterben in einer brennenden Bank in Athen – die Proteste gegen das drastische Sparpaket eskalieren. Und der Zorn richtet sich auch gegen Deutschland.

Die Wut eskaliert zur blutigen Schlacht: Bei den Protesten gegen das drastische Sparpaket gab es gestern in Athen drei Tote. Und die Proteste richten sich nicht nur gegen die eigene Regierung, die das Programm durchpeitscht, sondern auch gegen die Geldgeber, die es erzwungen haben – auch Deutschland.

Ein Land im Ausnahmezustand: Ein 24-stündiger Generalstreik gegen das Sparprogramm legt das öffentliche Leben lahm. Sämtliche Flüge fallen aus, die Fähren, die Züge, die Busse, die Bahnen – selbst die Taxifahrer streiken. Ärzte behandeln nur in Notfällen.

Am Ausstand beteiligen sich drei Millionen Griechen, hunderttausende kommen zu Kundgebungen, in oft sehr aufgeheizter Stimmung. Und in Athen schlägt die Wut in Gewalt um. Hunderte Bürger versuchen, das Parlament zu stürmen. Rund 400 Autonome mischen sich in die Menge, werfen mit Pflastersteinen und Molotow-Cocktails. Die Polizei antwortet mit Tränengas und Schock-Granaten. Immer wieder knallt es, Menschen fliehen in Panik.

Drei schaffen es nicht mehr: Sie sterben in einer brennenden Bank. Randalierer haben eine Filiale der Marfin-Egnatia-Bank am Omonoia-Platz mit Molotowcocktails in Brand gesetzt. 20 Menschen sind zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Zwei Frauen und ein Mann kommen in den Flammen ums Leben. Sie hatten panisch versucht, vor den Flammen im Erdgeschoss nach oben zu flüchten und sich auf einen Balkon zu retten. Zwischen dem dritten und dem vierten Stock brechen sie im raucherfüllten Treppenhaus zusammen. Die Feuerwehr kann nicht rechtzeitig durchdringen, weil Autonome sie mit Steinen bombardieren.

Als sich die Nachricht vom Tod der drei Unschuldigen verbreitet, reagierten viele der Demonstranten, denen es ums Sparpaket geht, geschockt. Die Kundgebungen lösen sich auf, im Zentrum herrscht gespenstische Stille.

„Lasst nicht die Kleinen für die Krise zahlen“, war das Motto der Kundgebungen. Ein 76-jähriger Demonstrant mit 345 Euro Rente schimpft gegen Deutschland: „Sie nehmen Kredite zu drei Prozent auf und geben sie uns zu fünf Prozent. Und dann regen sie sich auf.“ Das Parlament will heute das Sparpaket beschließen, das eine höhere Mehrwertsteuer und Pensions- wie Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst vorsieht.

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