Assange: Hausarrest im Herrensitz
LONDON - Er muss sich täglich bei der Polizei melden, wohnt aber in einem riesigen Anwesen: Wikileaks-Chef Julian Assange gibt sein erstes Interview unter Arrest: Er fordert die US-Bürger zur Unterstützung gegen „Institutionen“ auf.
Hausarrest ist hart – es gäbe aber härtere Orte. 250 Hektar Land, ein Landhaus aus dem 18. Jahrhundert mit zehn Schlafzimmern, freilaufende Fasane: In Ellingham Hall verbringt Wikileaks-Chef Julian Assange seinen Arrest. Und meldet sich dort zu Wort.
Das Anwesen ist seit 225 Jahren in Familienbesitz. Der aktuelle Hausherr Vaughan Smith war als Kriegsberichterstatter an vielen Fronten und hält „aus Prinzip“ zu der Enthüllungplattform. Er hatte Assange Asyl angeboten, das Gericht legte Ellingham Hall dann als Aufenthaltsort fest. Täglich muss sich Assange bei der Polizei melden (mit dem Rad eine Viertelstunde).
Vor dem Herrenhaus gab er am Freitag selbst eine Pressekonferenz. Darin bat er dringend um Hilfe aus den USA. Es gebe dort bereits Unterstützer. Aber: „Gegen mich ist eine sehr aggressive Untersuchung im Gange“, sagte er mit Blick auf Berichte, eine Anklage gegen ihn würde vorbereitet. Er warb für „Eigeninitiativen“ gegen die Institutionen, die Wikileaks und ihn unter Beschuss nähmen. Die Arbeit von Wikileaks gehe weiter, das Tempo werde noch erhöht. „Wir sind auf eine Enthauptungsaktion vorbereitet. Wikileaks sind nicht nur mein Rucksack und ich“, so der 39-jährige Australier. Er zeigte sich besorgt über Medienberichte, dass sich der Gesundheitszustand des möglichen Informanten Bradley Manning in US-Untersuchungshaft deutlich verschlechtert habe.
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