Arabische Unruhen: Das Ziel der Hetzer
Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Unruhen um den Mohammed-Film
Volltrottel gibt es überall – leider. Aber sie sind nicht repräsentativ für ihre Gesellschaft – gottseidank. Genauso wenig wie der Christ, der das dämliche Video gemacht hat, für „die Christen“ steht, sind die Muslime, die jetzt gegen die US-Botschaften anrennen, nicht mit „den Muslimen“ gleichzusetzen. Der Fall Libyen war, das gilt in den USA mittlerweile als sicher, keine aus dem Ruder gelaufene Wut-Bekundung, sondern ein gezielter Anschlag zum 11. September: Die „Demonstranten“ sind gleich mit Maschinengewehren im Jeep gekommen, Transparente hatten sie erst gar nicht dabei. In Kairo und den anderen Städten ist es ein aufgestachelter Mob.
Wer in einer Diktatur aufgewachsen ist, denkt halt, dass so ein Film vom Staat gebilligt sein muss. Wenn er dann noch enttäuscht ist, weil mit dem Umbruch eben nicht automatisch der Wohlstand kam, haben die Aufputscher leichtes Spiel. Aber das heißt nicht, dass sie die Mehrheit stellen. Wenn wir erwarten, dass die Muslime unterscheiden können, sollten wir das auch tun. Ja, der arabische Frühling hat seinen Glanz verloren; aber wir sollten ihn auch nicht voreilig für tot erklären. Sonst hätten die Hetzer und Provokateure beider Seiten genau ihr Ziel erreicht.
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