Arabische Fragen
Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über eine unheimliche Revolution
München Der Sog ist nicht mehr aufzuhalten. Die arabische Revolution wird auch Gaddafi verschlingen, daran gibt es kaum noch einen Zweifel. Ansonsten gibt es Fragen – viele Fragen. Es ist eine Frage der Zeit, wann der schillerndste der Despoten mindestens sein politisches Ende findet.
Eine tragischere Frage ist, wie viele Menschen noch sterben müssen, bis Gaddafi seinem Realitätsverlust erliegt: Bis auch er erkennen muss, dass die aktuellen Gewaltherrschaften in Nordafrika zum Tode verurteilt sind.
Und wer ist der nächste?Wie lange lassen sich die 35 Millionen Algerier noch von ihrem Autokraten Bouteflika gängeln? Egal ob über Facebook oder über Mund-zu Mund-Propaganda: Auch hier wird die wichtigste Botschaft ankommen. Man kann sie stürzen, die Tyrannen, die Diebe in den Palästen, man braucht nicht mal einen Anführer.
Und wie lange halten sich die Könige? Ihre Abstammung vom Propheten war bislang die Lebensversicherung der Monarchen in Marokko, Jordanien und Saudi-Arabien. Stoppt religiöse Herkunft den Domino- Effekt einer weltlichen Revolution?
Die letzte, aber nicht unwichtigste Frage geht an uns selbst: Wie geht Europa mit einem Umbruch um, der europäische Ideale wie Menschenrechte, Teilhabe und Freiheit anstrebt? Die Antworten stehen aus. Und es geht nicht nur um Öl. Die Welt steht vor riesigen Herausforderungen.
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