Angriffe wirkungslos
Schon seit drei Tagen bombardieren alliierte Kräfte Gaddafis Stellungen. Doch der erwünschte Erfolg bleibt aus.: Seine Truppen gehen weiter mit unverminderter Härte gegen Aufständische vor.
Tripolis/Bengasi - Auch nach der dritten Nacht alliierter Bombenangriffe ist die Kampfkraft der Gaddafi-Truppen offenbar ungebrochen: Sie gingen gestern weiter brutal gegen die Aufständischen vor. Der arabische TV-Sender Al-Dschasira berichtete, Gaddafi-Truppen hätten versucht, die Stadt Sintan im Westen Libyens einzunehmen. Auch Misrata wurde offenbar erneut mit Panzern beschossen. Korrespondenten der Nachrichtenagentur AP meldeten, dass auch in der ostlibyschen Stadt Adschabija Aufständische unter den Beschuss von Gaddafi-Militärs genommen wurden.
In der Nacht zuvor hatten sich die Alliierten bei ihren Luftangriffen vor allem auf die Hauptstadt Tripolis konzentriert. Bombardiert wurden der Militärflughafen und Stützpunkte der Marine. Libyens Regierung meldete auch Luftangriffe auf die Städte Sawija, Misrata und Sebha. Bei einem Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt Al-Kardabija in Sirte seien auch Zivilisten getötet worden, sagte ein Regierungssprecher. Die Alliierten bestätigten das nicht.
Trotz britischer, amerikanischer und französischer Bomben: Der Vormarsch der Gaddafi-Truppen geht weiter. Ist der Einsatz am Ende für die Katz? Tatsächlich scheinen die Aufständischen die Luftangriffe der Koalition bisher nicht für sich nutzen zu können. US-Reporter berichten, dass die Rebellen relativ unkoordiniert und unorganisiert vorgehen. Normale Bürger hätten zu den Waffen gegriffen und eine „enthusiastische, aber undisziplinierte Freischärlertruppe gebildet”, heißt es. Darüber hinaus verfügen die Oppositionellen nur über sehr veraltete Waffen.
Aber auch die westlichen Streitkräfte kämpfen mit Technik-Tücken: Erstmals ist jetzt ein US-Kampfjet in Libyen abgestürzt. Er wurde aber nicht abgeschossen, Ursache für den Absturz war ein technischer Defekt. Die beiden Piloten der F-15-E-Maschine konnten sich per Schleudersitz retten, sie wurden nur leicht verletzt und sind in Sicherheit, sagte ein Sprecher des US-Afrikakommandos in der Kommandozentrale in Stuttgart.
Die Nato konnte sich derweil noch immer nicht darüber einigen, ob sie nun auch in die Luftangriffe eingreifen will. Immerhin: Gestern beschloss das Militärbündnis, wenigstens das Waffenembargo gegen Gaddafi von der See her durchzusetzen. Die Kontrollen in den Häfen sollen „in Kürze” beginnen, hieß es am Dienstag.
Auch die Kritik am Libyen-Einsatz reißt nicht ab: China verlangte einen sofortigen Waffenstillstand und die Aufnahme von Gesprächen. Auch Brasilien und die Türkei kritisierten die Angriffe. Der Golfstaat Katar dagegen schickte erste Kampfflieger. Sie machten gestern Zwischenstation auf Zypern.
Und US-Präsident Barack Obama kündigte an, die Einsatzführung bald an ein europäisches oder arabisches Land übergeben zu wollen.
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