Alle drei Londoner Terroristen waren den Behörden bekannt
London/Rom - Die italienische Polizei bestätigte, sie hätten die britischen Geheimdienste über Joussef Zaghba informiert. Schon zuvor hatte sich herausgestellt, dass auch die anderen beiden Angreifer von der London Bridge zeitweise auf dem Radar der Behörden gewesen waren.
Attentäter bereits am Flughafen festgenommen worden
Der 22-jährige Zaghba, ein Italiener marokkanischer Herkunft, war demnach im März 2016 auf dem Flughafen von Bologna festgenommen worden. Die italienischen Behörden sahen aber nicht genügend Beweise, um ihn wegen Terrorismus belangen zu können.
Vielmehr habe Zaghba am Flughafen Verdacht geschürt, weil er lediglich mit einem Rucksack nach Istanbul reisen wollte und sich merkwürdig verhalten habe, sagte Staatsanwalt Giuseppe Amato dem Radiosender Radio 24. So soll er dem kontrollierenden Beamten zunächst gesagt haben, er wolle ein Terrorist werden, er habe sich dann aber korrigiert.
Zaghba wurde anschließend wieder freigelassen. Die britischen Geheimdienste seien aber informiert worden, dass er potenziell gefährlich sein könnte, sagte Amato weiter. In Italien sei er zudem "immer überwacht" worden. Auch die anderen beiden Täter sollen keine unbeschriebenen Blätter gewesen sein.
Italiens Polizeichef Franco Gabrielli sieht keinen Grund für Vorwürfe an die Geheimdienste seines Landes. Italien habe ein "reines" Gewissen, zitierte die Nachrichtenagentur ANSA Gabrielli während einer Veranstaltung auf der Insel Lampedusa. Er wolle zudem keinen Streit mit britischen Amtskollegen lostreten, fügte er hinzu.
Anderen Täter keine unbeschriebenen Blätter
Ein weiterer London-Attentäter, Khuram Shazad Butt (27), ein in Pakistan geborener Brite, hatte seine Gesinnung nicht verborgen und sogar in einer TV-Dokumentation mit einer Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) posiert. Er war der Polizei und dem Inlandsgeheimdienst MI5 bekannt. Trotz seiner radikalen Ansichten arbeitete er 2016 mehrere Monate für die Londoner U-Bahn. Die Sicherheitskräfte stuften ihn als nachrangig ein.
Rachid Redouane (30), ein Marokkaner, der sich auch als Libyer ausgegeben hat, soll Berichten zufolge in Großbritannien Asyl gesucht haben. Sein Antrag sei aber 2009 abgelehnt worden. Sicherheitskreise in Irland bestätigten, er habe 2012 in Dublin eine Britin geheiratet und sich damit das Bleiberecht für Großbritannien gesichert. Die Polizei sagte, er sei den Behörden "nicht bekannt" gewesen.
Die drei Attentäter hatten am Samstagabend bei Attacken auf der London Bridge und am nahen Borough Market mehrere Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Angesichts der Kritik an den britischen Sicherheitsbehörden hatte Premierministerin Theresa May bereits am Dienstag eine Untersuchung des Einsatzes angekündigt.
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