Ach Europa!
Die Welt hat so viele Sorgen. Von Japan bis Libyen. Was kümmern da die Eskapaden am Rand des alten Kontinents! Es wäre kurzsichtig, so zu denken. Im Schatten der großen Katastrophen ereignet sich ein europäisches Trauerspiel mit offenem Ende.
In Ungarn macht sich die Zweidrittel-Mehrheit einer Partei den Staat zur Beute. Grundsätze der Meinungsfreiheit und der Gewaltenteilung werden im Handstreich gekippt, die neue Verfassung spricht dem Europäischen Demokratie-Gedanken Hohn. Und am Nordende des Kontinents hat eine Partei Erfolg, die raus will aus der EU, die mit Europa nichts mehr zu tun haben will.
Was hat Finnland mit Ungarn gemein? In beiden Ländern wird die EU offenbar verachtet. Wer Wahlerfolge haben will, der muss auf Brüssel schimpfen. Keine Frage: Dieses Erfolgsrezept kommt im Sommer bei den Wahlen in Portugal und bald in Griechenland wieder zur Anwendung.
Interessant, dass die Länder, die am meisten profitieren von der EU, sich am heftigsten gegen Brüssel wenden. Es ist ein länderübergreifendes Versäumnis der Politiker, dass sie den Bürgern nicht die Vorzüge einer Union erläutern, die zwar Mängel hat, die aber den Wohlstand eines Kontinents sichert wie kein Bündnis der Geschichte. Niemals könnte ein Europa der Nationalstaaten das leisten. Europa ist ein Erfolg, auch wenn man mit Ungarn und Finnland in der jetzigen politischen Verfassung lieber nichts zu tun haben würde.
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