80 Jahre Haft für Guatemalas Ex-Diktator Montt
Guatemala-Stadt - Er sei während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Indios verantwortlich gewesen, sagte Richterin Jazmín Barrios in der Urteilsbegründung.
"In Guatemala ist systematischer Völkermord an dem Maya-Volk der Ixil verübt worden." Ziel sei die Vernichtung der Volksgruppe gewesen, die von der Militärjunta als Basis der linken Guerilla betrachtet wurde.
Der mitangeklagte ehemalige Geheimdienstchef José Mauricio Rodríguez Sánchez wurde freigesprochen. Er sei nicht direkt für die Gewalttaten verantwortlich zu machen, hieß es zur Begründung.
Richterin Barrios forderte die Staatsanwaltschaft zu weiteren Ermittlungen über die Verbrechen während des über 30 Jahre langen Bürgerkriegs auf. "Die Guatemalteken wollen in Frieden leben. Solche Verbrechen dürfen sich niemals wiederholen."
Ríos Montts Anwalt Francisco García Gudiel kündigte Berufung an. Er sei zuversichtlich, dass das Urteil in einer höheren Instanz aufgehoben werde, zitierte ihn die Zeitung "Prensa Libre" in ihrer Onlineausgabe.
"Das Gericht nennt mich einen Völkermörder, aber es hat nur mit Mutmaßungen gearbeitet", sagte Ríos Montt. "Das ist eine politische Show." Nach der Urteilsverkündung brach im Gerichtssaal Unruhe aus, wie die US-Politikwissenschaftlerin Jo-Marie Burt sagte, die den Prozess beobachtete. Zahlreiche Menschen hätten applaudiert und gerufen: "Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!" Ríos Montt wurde nach dem Urteilsspruch von Sicherheitskräften abgeführt und in ein Gefängnis auf dem Militärstützpunkt Matamoros gebracht.
Das Urteil gilt unter Menschenrechtsaktivisten und Juristen als historisch. Nie zuvor wurde ein de facto Staatschef von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes verurteilt.
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