79 Polizisten für 25 Flüchtlinge: Abschiebung von Afghanen trotz Arbeit - Endstation Kabul
Deutschland hat erneut 25 junge Afghanen zurückgeschickt, beaufsichtigt von dreimal so vielen Polizeibeamten – einige Flüchtlinge waren Straftäter, andere gut integriert, der Großteil in Bayern.
Frankfurt/Kabul – Laut den Vereinten Nationen ist die Zahl der "bewaffneten Auseinandersetzungen" in Afghanistan seit 2015 um 22 Prozent angestiegen – trotzdem hat die Bundesregierung nun zum zweiten Mal abgelehnte Asylbewerber per Sammelabschiebung zurückgeschickt:
Am Dienstagmorgen um 7.10 Uhr landeten 26 jungen Männer in Kabul – begleitet von 79 Bundespolizisten und einem Frontexbeamten.
Einer der Passagiere konnte oder wollte das Flugzeug nicht verlassen. Afghanische Polizeibeamte sagten, der Mann sei krank. Ein Vertreter des dortigen Flüchtlingsministeriums sagte, die deutsche Seite sei "entgegenkommend" gewesen und fliege den Kranken wieder nach Deutschland.
18 der 26 Abgeschobenen lebten in Bayern
Unter den unfreiwilligen Rückkehrern waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums sieben Straftäter. Laut Bayerischem Flüchtlingsrat haben 18 der 26 zuletzt im Freistaat gelebt – und sich in der Mehrzahl nichts zuschulden kommen lassen.
Badam Haidari (31) ist einer der Betroffenen. Er habe sieben Jahre lang in Würzburg gelebt, erzählt er. Fünf Jahre und acht Monate davon habe er bei Burger King gearbeitet, "immer Vollzeit". Er habe nie Ärger gehabt. "Kein Klauen, kein Krieg mit irgendwem, keine Schlägereien."
Münchner Demo "gegen Abschiebungen nach Afghanistan"
Arasch Alokosai (21) aus Kabul sagt, er habe sechs Jahre in Nürnberg gelebt. Er habe einen Ausbildungsvertrag als Karosseriebauer in der Tasche gehabt, da sei "die Absage" gekommen. Seine Freundin sei im dritten Monat schwanger.
Ramin Afschar (19), ebenfalls aus Kabul, sagt, er sei in Deutschland zur Berufsschule gegangen. Man habe ihm am Montagmorgen aus dem Bett geholt und in Handschellen abgeführt.
Forderungen nach Abschiebungs-Stop
"Die Abschiebung einer frisch operierten Person verhinderten die behandelten Ärzte im Krankenhaus, nicht das Bayerische Innenministerium", sagt Stephan Dünnwald vom Flüchtlingsrat. Dieser forderte die Regierung erneut dazu auf, die Rückführungen nach Afghanistan zu stoppen.
Kritik üben auch die Kirchen: "Kein Mensch darf in eine Region zurückgeschickt werden, in der sein Leben durch Krieg und Gewalt bedroht ist", heißt es in einer Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz.
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