59 Gramm Kohlendioxid für eine Tasse Kaffee

BERLIN - Neue Studie zum CO2-Fußabdruck: So trägt der private Konsum zum Klimawandel bei. Deutsche Firmen lassen ihre Produkte untersuchen - mit überraschenden Ergebnissen
Wie viel CO2 bläst eine Tasse Kaffee in die Luft? Und wie viel ein Mal Haarewaschen? Mit dieser Frage hat sich das PCF-Projekt beschäftigt (Product Carbon Footprint, CO2-Fußabdruck) und seine Erkenntnisse gestern in Berlin vorgestellt.
Immerhin 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen werden nicht durch Industrie oder Verkehr, sondern durch den privaten Konsum der einzelnen Bürger verursacht. Und das ist viel schwerer zu berechnen als etwa bei einem Motor – bisher existieren nur teils vage, teils sehr unterschiedliche Berechnungsverfahren, aber keine international einheitliche Methode.
Wer kürzer duscht, schont das Klima
Diese zu schaffen, ist das Ziel von PCF, ein gemeinsames Projekt von Öko-Institut, WWF und dem renommierten Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung zusammen mit zehn deutschen Firmen, die jeweils ein bis zwei ihrer Produkte samt Verwendung von den Wissenschaftlern genau unter die Lupe nehmen haben lassen.
Untersucht wurden Eier, Erdbeeren, Shampoo und anderes mehr (siehe Tabelle). Bei einigen Produkten gab es Minimal-, Durchschnitts- und Maximalwerte – in der Tabelle finden Sie dann den Durchschnittswert (Beispiel: Tasse Kaffee 59 Gramm). Aber auch die Ausschläge sind für das eigene Verhalten durchaus interessant. Beispiel Haarewaschen: Wer den Durchschnitt von 22,5 Liter Wasser mit 40 Grad verbraucht, ist mit einem „Fußabdruck“ von 270 Gramm dabei. Wer das Wasser beim Einschäumen abdreht und sich mit 37 Grad begnügt, hat nur 185 Gramm CO2 verursacht; wer’s gerne länger und heißer mag (43 Grad, 27 Liter), kommt auf knapp 400 Gramm.
Zubereitung schlägt stärker zu Buche als der Transport
Untersucht wurde auch, wo genau im Lebenszyklus eines Produkts die meisten Treibhausgase anfallen: Beim Kaffee steht an erster Stelle der Anbau samt Dünger, an zweiter der Stromverbrauch beim Zubereiten und erst an dritter Stelle der Transport der Bohnen nach Europa.
Die PCF-Gruppe hofft, dass sich bald ein einheitlicher Berechnungsstand international durchsetzt – und dass dieser Grundlage für ein neues Öko-Siegel wird: So könnte auf jedem Produkt im Supermarkt draufstehen, wie viel CO2 es verursacht.
Ausgewählte Produkte
Toilettenpapier „sanft & sicher“, dreilagig, Zehner-pack, DM-Drogeriemarkt: Verbrauch: 2,5 Kilogramm CO2, Löwenanteil: Produktion
„Tagliatelle Wildlachs“, 500-Gramm-Mahlzeit, tiefgefroren, Frosta: Verbrauch: 1,4 Kilogramm CO2, Löwenanteil: Rohstoffe
Persil Megaperls, ein Waschgang bei 46 Grad (Durchschnittstemperatur in Deutschland), Verbrauch: 700 Gramm CO2, Löwenanteil: Produktnutzung
Sieben-Kräuter-Shampoo (Schauma), einmal Haarewaschen unter der Dusche, Wassertemperatur 40 Grad, Wasserverbrauch 22,5 Liter (Durchschnitt), Verbrauch 270 Gramm CO2, Löwenanteil: Produktnutzung
„Best Alliance Erdbeeren“ aus Spanien (Rewe), 500-Gramm-Schale. Verbrauch: 441,8 Gramm CO2, Löwenanteil: Produkterzeugung, dicht dahinter Transport
„Tchibo Privat Kaffee Rarität Machare“, eine Tasse (7 Gramm Kaffee, 125 Milliliter Wasser), Verbrauch: 59,12 Gramm CO2, Löwenanteil: Rohstoffgewinnung
„Tchibo Sporttasche“, eine Tasche à 1,436 Kilogramm aus Polyester und Polyethylen, Verbrauch: 32,8 Kilogramm CO2, Löwenanteil: Transport
6er Packung Naturkind-Biofreilandeier (Tengelmann). Verbrauch: 1,2 Kilogramm CO2, Löwenanteil: Produktion
"Call &Surf", T-Home-Komplettpaket, 12 Monate Internet- und Telefonnutzung (inkl. Betrieb des Routers), Verbrauch: 89,5 Kilogramm CO2; Löwenanteil: Stromproduktion
tan