48 Stunden bis zum Krieg
GAZA/JERUSALEM - Ausgerechnet an Weihnachten eskaliert die Lage im Nahen Osten: Israel stellt der Hamas ein Ultimatum. „Hört auf. Wir sind stärker“
Ausgerechnet: „Das göttliche Licht von Bethlehem verbreite sich in der ganzen Welt“, predigte Papst Benedikt an Weihnachten – und dort, im Heiligen Land, wird gerade jetzt wieder zum Krieg gerüstet. Von einer neuen „Verfinsterung“ in „Jesus’ geliebtem Land“ sprach denn auch das Kirchenoberhaupt sorgenvoll. In der Tat: Die israelische Regierung hat der radikalen Hamas ein Ultimatum von 48 Stunden gestellt. Danach gibt es Krieg.
Es wird nicht damit gerechnet, dass sich die Hamas dem Ultimatum beugt; beide Seiten stellen sich auf einen Waffengang ein. In israelischen Militärkreisen hieß es, die Entscheidung für eine Offensive sei bereits gefallen. Sie beginne nur wegen des schlechten Wetters mit tiefen Regenwolken, das Luftangriffe erschwere, erst am Sonntag.
"Zehntausende Kinder wären gefährdet"
Offiziell erklärte Israels Premier Ehud Olmert im arabischen Sender Al-Arabija, die 48-Stunden-Frist sei die „letzte Warnung“ an die Hamas. Er rief die Bevölkerung des Gazastreifens auf, sich gegen die Hamas aufzulehnen. „Ich denke an die zehntausenden Kinder und Unschuldigen, die sonst gefährdet wären“, so Olmert. „Hört auf. Wir sind stärker.“
Hintergrund der Eskalation ist der Teufelskreis aus einerseits der Blockade des Gazastreifens durch die Israelis und andererseits dem wieder stark aufgeflammten Raketenbeschuss von Süd-Israel durch Hamas-Leute. Die Hamas will mit den Raketen ein Ende der Blockade erzwingen, die Israelis mit der Blockade ein Ende des Beschusses.
50 Raketen auf Israel
Über die Feiertage fielen 50 Kassam-Raketen auf Israel. Es entstand Sachschaden. „Genug ist genug“, sagte Israels Außenministerin Zipi Livni. „Wir können diese Situation nicht länger akzeptieren, und wir werden sie ändern. Die Hamas muss lernen, dass ihr Kurs einen Preis hat.“
Die Hamas erklärte, sollten die Israelis angreifen, werde es wieder Anschläge in Israel geben. Eine Elite-Truppe von 1000 Kämpfern werde den Israelis bei der ebenfalls erwarteten Bodenoffensive entgegentreten. Die Raketen-Angriffe will sie nicht stoppen.
Letzte Versorgung vor dem Waffengang
Am Freitag gab es immerhin auch eine versöhnliche Geste: Erstmals seit zehn Tagen ließ Israel wieder Hilfslieferungen für den Gazastreifen zu: 90 Lastwagen brachten dringend benötigte Grundnahrungsmittel, Getreide, Medikamente und Kochgas. Das soll einerseits ein letztes Signal an die Palästinenser sein; andererseits eine letzte Versorgung vor dem Waffengang, so die Zeitung „Haaretz“.
Der lateinische Patriarch Fuad Twal sagte in seiner Predigt in Bethlehem: „Krieg bringt keinen Frieden.“
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