30 tote Zivilisten – die Nato ist „zutiefst betrübt“
KABUL - Die Meldungen reißen nicht ab: Die afghanische Regierung ist empört über den neuerlichen Fehltreffer auf Unbeteiligte. 30 Zivilisten starben - darunter vier Frauen und ein Kind.
Zivilisten schonen, Bürger einbinden, Taliban besiegen: So lautet das Motto der neuen Großoffensive „Muschtarak“ (Gemeinsam) in Afghanistan. Doch am Montag starben schon wieder rund 30 Zivilisten. Die afghanische Regierung übte harsche Kritik.
Bombardiert wurden drei Fahrzeuge in der Region Dai Kundi: Isaf-Späher dachten, es seien Aufständische auf dem Weg zu einem Angriff. Nach dem Bombardement fanden Bodentruppen aber die Leichen von Zivilisten vor. Die Angaben über die Zahl der Todesopfer schwanken zwischen 27 und 33, darunter sind vier Frauen und ein Kind.
Das afghanische Kabinett nannte den Luftschlag „unverantwortlich“ und verurteilte ihn „in schärfster Form“. Und: „Zivile Opfer sind ein wesentliches Hindernis für effektive Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus.“
Isaf-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal entschuldigte sich umgehend bei Präsident Hamid Karsai. „Wir sind zutiefst betrübt über den tragischen Verlust unschuldigen Lebens. Ich habe unseren Truppen klargemacht, dass wir hier sind, um die afghanischen Menschen zu schützen, und dass das versehentliche Töten oder Verletzen von Zivilisten ihr Vertrauen und ihren Glauben in unsere Mission untergräbt. Wir werden unsere Anstrengungen, dieses Vertrauen wiederzugewinnen, erneut verdoppeln.“
Das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung in die neue Strategie schwindet in der Tat: Trotz aller Beteuerungen sind während dieser größten Offensive seit 2001 bereits 50 Zivilisten getötet worden. Außerdem starben über 50 Taliban-Kämpfer sowie 13 Isaf-Soldaten. Etwa 15000 Menschen sind aus ihren umkämpften Ortschaften geflohen. Zu Beginn der Offensive hatte McChrystal seinen Soldaten noch gesagt: „Verdient euch die Unterstützung der Menschen, und der Krieg ist gewonnen.“ tan
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