30 Tote bei Selbstmordattentat in Bagdad

Ein mit einem Sprenggürtel ausgerüsteter Motorradfahrer hat sich selbst und mindestens 30 weitere Menschen vor einer Polizeiakademie in Bagdad getötet. Bald sollen 12.000 Soldaten der US-Streitkräfte abgezogen werden.
Die irakische Hauptstadt Bagdad ist am Sonntag von einem verheerenden Selbstmordanschlag erschüttert worden. Rund 30 Menschen kamen ums Leben, als sich ein Attentäter vor der größten Polizeiakademie des Landes in die Luft sprengte. Nach Polizeiabgaben wurden 48 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Die Bombe wurde inmitten einer Gruppe von Polizisten und Bewerbern für den Polizeidienst gezündet. Inoffiziellen Berichten zufolge fuhr der mit einem Sprenggürtel ausgerüstete Täter mit einem Motorrad in die Menge. Zur Opferzahl gab es zunächst unterschiedliche Angaben: Sanitäter und einige Polizisten sprachen von mindestens 30 Toten und 60 Verletzten. Ein anderer Beamter gab die Zahl der Toten mit 28 an, das Innenministerium mit 24. Die meisten der Getöteten seien junge Männer gewesen, die sich für den Polizeidienst bewerben wollten. Nach Angaben von Augenzeugen waren nach der Explosion Gewehrschüsse zu hören.
Nicht der erste Anschlag auf die Polizeiakademie
Die in einem schiitischen Stadtteil gelegene Polizeiakademie war schon mehrfach das Ziel von Angriffen. Bei einem Selbstmordanschlag im Dezember wurden dort mindestens 33 Menschen getötet. Zunächst bekannt sich niemand zu der Tat, doch gehen Anschläge dieser Art gewöhnlich auf das Terrornetzwerk Al-Qaeda im Irak oder andere sunnitische Gruppen zurück. Beobachter sprachen von einem deutlichen Hinweis, dass Aufständische trotz des generellen Rückgangs der Gewalt in Bagdad immer noch für spektakuläre Attentate gerüstet sind - und dies zu einem Zeitpunkt, da sich die internationalen Truppen aus dem Irak zurückziehen wollen. In den vergangenen Tagen haben sich blutige Anschläge im Land wieder gehäuft. So starben am Donnerstag bei der Explosion einer Autobombe auf einem Viehmarkt in der Provinz Babylon südlich von Bagdad zwölf Zivilisten. Weitere 60 Menschen wurden verletzt.
Alle britischen Soldaten ziehen bald ab
Die US-Streitkräfte kündigten am Sonntag den Abzug von 12.000 Soldaten bis September dieses Jahres an. Großbritannien werde im selben Zeitraum seine letzten 4.000 Soldaten nach Hause zurückholen, teilte US-Generalmajor David Perkins mit. Die amerikanische Truppenstärke werde von 14 auf 12 Brigaden verringert. Ferner würden demnächst weitere Militärstützpunkte den irakischen Streitkräften übergeben. Zurzeit befinden sich noch rund 135.000 US-Soldaten im Irak. Präsident Barack Obama hat den Abzug aller Kampfeinheiten bis Ende August 2010 in Aussicht gestellt und bis Ende 2011 den völligen Rückzug aus dem Golfstaat. (AP/dpa/nz)