10000 Euro Monatsverdienst pro Arzt?

Seit Montag streiken die niedergelassenen Ärzte – wieder einmal. Sie wollen mehr Geld, trotz zusätzlicher 3 Milliarden Euro. Denn davon kommt laut dem Verband Freie Ärzteschaft immer weniger bei den Ärzten an.
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Wie viel ist diese Leistung wert? Eine Ärztin hört einen Patienten ab. Über die Bezahlung der Mediziner gibt es neuen Streit.
dpa Wie viel ist diese Leistung wert? Eine Ärztin hört einen Patienten ab. Über die Bezahlung der Mediziner gibt es neuen Streit.

MÜNCHEN - Seit Montag streiken die niedergelassenen Ärzte – wieder einmal. Sie wollen mehr Geld, trotz zusätzlicher 3 Milliarden Euro. Denn davon kommt laut dem Verband Freie Ärzteschaft immer weniger bei den Ärzten an.

Seit Montag streiken die niedergelassenen Ärzte – wieder einmal. Es geht ums Geld. Denn davon kommt laut dem Verband Freie Ärzteschaft immer weniger bei den Ärzten an. Schuld daran laut Ärzteschaft: die deutsche Gesundheitspolitik. Deswegen hat der Verband – vier Monate vor der Bundestagswahl – seine Anhänger dazu aufgefordert, gegen die „drohende Verelendung der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung“ zu streiken. Verelendung?

Dieses Jahr bekommen alleine die bayerischen Ärzte laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern 80 Millionen Euro mehr. Das sind bei 24000 Mitgliedern – rein statistisch – 3333 Euro pro Arzt mehr. Und deutschlandweit gibt es verglichen zum Jahr 2007 sogar über drei Milliarden Euro mehr! Laut Gesundheitsexperten Jürgen Wasem gibt in Europa nur die Schweiz noch mehr Geld für die Gesundheit aus.

"Unsere Dankbarkeit für diese zusätzlichen drei Milliarden Euro hält sich in Grenzen"

Doch dass die niedergelassenen Ärzte dieses Jahr rund zehn Prozent mehr Honorar bekommen als 2007, sei nur ein Ausgleich für jahrelange Nullrunden, erklärt der Vizepräsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery. Er hält ein Monatseinkommen von 10000 Euro für angemessen. „Wenn ein Arzt nach 13 Jahren Schulausbildung, sieben Jahren Studium und sieben bis acht Jahren Facharztausbildung monatlich 10000 Euro Gewinn macht, ist das absolut vertretbar“, sagte der Kammer-Vizepräsident. „Deshalb hält sich unsere Dankbarkeit für diese zusätzlichen drei Milliarden Euro in Grenzen.“ Eckhard Nagel, Experte für Gesundheitsökonomie von der Universität Bayreuth, findet den Protest dagegen „bedauerlich. Dieser Streik, der nur zu Lasten der Patienten und Patientinnen geht, nutzt doch gar nichts“.

Was es gibt: Ein massives Umverteilungsproblem

Denn laut Eckhard Nagel gibt es hauptsächlich ein massives Umverteilungsproblem. „Denn es gibt ja nicht weniger, sondern mehr Geld“, sagt Nagel in der AZ. Aber wegen der Honorar-Neuregelung, die von den Spitzenvertretern der Ärzte- und Kassenverbände so beschlossen worden sei, gibt es Gewinner und Verlierer. So kann es trotz der Extra-Milliarden sogar sein, dass zwei Ärzte mit gleicher Fachrichtung extrem unterschiedlich verdienen.

„Insgesamt haben die Ärzte keinen Grund zu klagen, denn sie verdienen mit über 120000 Euro brutto pro Jahr rund dreimal so viel wie ein Durchschnittsverdiener. Es muss aufhören, dass Ärzte Patienten für ihre Honorarforderungen in Geiselhaft nehmen“, sagt Ann Marini, Sprecherin des Spitzenverbandes der Krankenkassen.

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