Zweiter Tag: Urteil im Benko-Prozess gefallen
Entscheidung im Prozess gegen den österreichischen Investor René Benko: Auch am Mittwoch (15. Oktober) war die AZ vor Ort im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Innsbruck. Der 48-Jährige ist wegen Schädigung seiner Gläubiger zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Das gab die Richterin nach einer Beratung mit zwei Schöffen bekannt.
Urteil im Benko-Prozess gesprochen: Das ist das Strafmaß
Update, 13.57 Uhr: Die Richterin ist da, alle warten noch auf René Benko. Dann erscheint der Angeklagte, erneut mit vielen Aktenordnern unter dem Arm. Alle erheben sich. Benko wird im "Namen der Republik" schuldig gesprochen, das Strafmaß liegt bei 24 Monaten. Bezüglich der Mietzahlungen gibt es jedoch einen Freispruch. "Wir gehen davon aus", so die Richterin, "dass die Hungerburg bewohnbar war und dass er auch in der Villa wohnen wollte."
René Benko verzichtet auf "letztes Wort"
Update, 13.47 Uhr: Großes Gedränge vor dem Schwurgerichtssaal im Landesgericht Innsbruck. Journalisten und Prozessbeteiligte warten darauf, dass der Saal wieder geöffnet wird.

Update, 13.02 Uhr: Benkos Anwalt Nobert Wess plädiert auf Freispruch in beiden Anklagepunkten. Er bezeichnet den Anklagevorwurf erneut als falsch und fordert einen Freispruch. Dass sich sein Mandat nicht mündlich zur Sache geäußert habe, sei sein gutes Recht. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor ausdrücklich bedauert, dass der Angeklagte auf diese Art viele Fragen offen gelassen habe. Benko schließt sich den Ausführungen seines Verteidigers an und verzichtet auf sein "letztes Wort".
Jetzt werden sich die Richterin und die beiden Schöffen zur Beratung zurückziehen. Auf das Delikt, das im österreichischen Strafrecht betrügerische Krida genannt wird, stehen bis zu zehn Jahre Haft. Die Richterin und zwei Schöffen haben sich nach den Plädoyers zur Beratung zurückgezogen. Sie entscheiden per Mehrheit über das Urteil.
Mit dem Urteil wird bereits in 45 Minuten gerechnet. Selbst, wenn er in diesem Verfahren glimpflich davonkommen sollte, muss René Benko noch bis mindestens 10. November in Untersuchungshaft bleiben. Das hatte das Wiener Landesgericht zuletzt verfügt. Im aktuellen Verfahren geht es nur um ihn als Einzelunternehmer und sein Insolvenzverfahren. Insgesamt laufen allein in Österreich noch 14 Verfahren, in denen unter anderem wegen schweren Betrugs und Untreue ermittelt wird. Dazu kommen Verfahren in Deutschland und Italien.
Staatsanwaltschaft fordert "tatangemessene Strafe"
Update, 12.25 Uhr: Der Schwurgerichtssaal füllt sich wieder. René Benko ist noch nicht da, seine Anwälte unterhalten sich lachend. Dann geht's pünktlich weiter. Oberstaatsanwältin Tea Krasa beginnt mit ihrem Schlussplädoyer. Sie bezeichnet Benko als "hochintelligenten Mann" und "Fachmann", der nichts dem Zufall überlasse.
Die Staatswanwältin sagt in ihrem Schlussplädoyer, es sei in dem zweitägigen Verfahren klar geworden, dass der 48-Jährige seine Gläubiger schädigen wollte. Mit einer Mietkostenvorauszahlung in Höhe von 360.000 Euro habe der Ex-Milliardär das Ziel verfolgt, seiner Familie das entsprechende Wohnobjekt in Innsbruck zu sichern, so die Vertreterin der Anklage. Diese und eine andere Zahlung seien angesichts der drohenden Insolvenz seiner Signa-Gruppe erfolgt. Tea Krasa fordert, Benko schuldig zu sprechen – und eine "tatangemessene Strafe". Ein konkretes Strafmaß fordert sie nicht.

Chat-Protokoll zwischen Benko und seiner Schwester Verena wird verlesen
Update, 11.26 Uhr: Jetzt ist Mittagspause. Um 12.30 Uhr soll es mit den Pädoyers der Staatsanwaltschaft und von Benkos Verteidigern weitergehen. Es sieht danach aus, als könnte heute tatsächlich noch das Urteil gesprochen werden.
Update, 11.03 Uhr: Eine Buchhalterin hat ausgesagt. Die Frau hatte bemerkt, dass ein hoher Geldbetrag eingegangen war (Schenkung von der Laura Privatstiftung über Benkos Mutter an Benko, Anm. d. Red.). Die Buchhalterin sagt: Es habe dann geheißen, es gehe um einen Mietvertrag. Dann dreht sich alles um einen Chat zwischen René Benko und seiner Schwester Verena, die sich für ihn um finanzielle und persönliche Angelegenheiten kümmerte.
Benko-Prozess: Die Luft steht im Schwurgerichtssaal
Der Chat-Protokoll wird gegen den Willen von Benkos Anwalt öffentlich verlesen. Verena Benko schrieb an ihren Bruder: "Geld ist noch nicht gutgeschrieben, kann im Moment keine Überweisungen an Chalet N machen." Das Chalet N ist der"Palazzo Prozzo" in Igls, in dem Benko bis zu seiner Festnahme im Januar 2025 lebte. Seine Frau und die gemeinsamen Kinder zogen einen Monat später aus. Weiter heißt es in dem Chat von Verena Benko an ihren Bruder: "Drei Millionen sind als Ausschüttung auf Mamas Konto eingegangen, wie viel willst du weiterschicken? Und Verwendungszweck? Schenkung?"
Die Luft steht im Schwurgerichtssaal, oft ist nur schwer zu verstehen, was die Zeugen sagen – viele sprechen entweder zu leise oder sitzen nicht nah genug am Mikrofon. René Benko stützt die Ellenbogen auf, blickt müde nach unten. Die Richterin liest minutenlang vor, wann es Observationen, Hausdurchsuchungen, Beschlüsse, Eingaben usw. gab.
Update, 10.46 Uhr: Der frühere Chefcontroller Arthur A. hat als Zeuge nichts Erhellendes ausgesagt. Rechnungen für Renovierungsmaßnahmen gingen über seinen Tisch. "Ich gehe davon aus, dass da was getan wurde." Benko habe ihm gesagt, dass er das Haus für seine Frau möchte, in Igls sei zu viel Trubel, er habe hier hier eine Rückzugsmöglichkeit schaffen wollen. Die Idee mit der Vorauszahlung sei von Benko gekommen.
Update, 10.24 Uhr: Manuel Pirolt, der ehemalige Finanzchef des Signa-Konzerns, ist im Zeugenstand. Gegen ihn laufen auch Ermittlungen. Die Richterin belehrt ihn, dass er sich nicht selbst belasten muss, sich aber zu anderen Komplexen äußern muss. Pirolt gilt als rechte Hand von Benko. Er war bis September 2024 auch Vorstand der Laura Privatstiftung – die Villa gehört einer Tochtergesellschaft dieser Stiftung. Pirolt sagt vor Gericht, er habe den Mietvertrag aufgesetzt und mitunterschrieben. Doch aufgesetzt hätte ihn Benko, er habe die Konditionen so übernommen. Pirolt: Der Entwurf des Mietvertrags "ist von Herrn Benko gekommen".
Pirolt knuschelt kaum hörbar. Die Richterin fordert ihn mehrmals auf, lauter zu sprechen und näher ans Mikrofon zu rücken. Er gibt vor, sich an vieles nicht erinnern zu können. Zu der Schenkung von Benkos Mutter an Benko sagt er: "Keine Wahrnehmung."
Zeuge im Benko-Prozess: Auf Masse-Konto sind 900.000 Euro
Update, 9.56 Uhr: Nun kommt mit Marcus Mühlberger der dritte Zeuge. Er hatte sich selbst einmal als "Unterschriften-August" von Benko bezeichnet und einst bis zu 200 Funktionen bei der Signa. Es geht wieder um den Zustand der Villa, einen Hangrutsch, diverse Wasserschäden, die Bewohnbarkeit der Villa und die Renovierungskosten für insgesamt rund 480.000 Euro. Mühlberger belastet Benko nicht. Nach Angaben der Richterin ist er Beschuldigter "im großen Strafverfahren" in Wien.

Update, 9.33 Uhr: Jetzt geht es um das Insolvenzverfahren und die Frage, wann René Benko zahlungsunfähig war. Insolvernzverwalter Grabenweger sagt auf eine Frage der Richterin hin, dass auf dem Massekonto 900.000 Euro seien. Die angemeldeten Forderungen gegen Benko als Unternehmer lägen bei 2,7 Milliarden Euro. Anerkannt wurden 46 Millionen Euro. Benko hört sehr aufmerksam zu, flüstert seinen Anwälten immer wieder etwas zu. Er wirkt wie gestern sehr angespannt.

Update, 9.21 Uhr: Der erste Zeuge ist verabschiedet worden, es ging um die Bewohnbarkeit der Villa auf der Innsbrucker Hungerburg. Jetzt wird der nächste Zeuge belehrt: Masseverwalter Andreas Grabenweger. Masseverwalter (oder auch Insolvenzverwalter) werden als sachkundige Personen vom Konkursgericht zur Abwicklung und Vermögensverwaltung im Konkursverfahren eingesetzt. Sie stellen in erster Linie das vorhandene Vermögen fest, verwalten und verwerten es. Zudem prüfen sie angemeldete Forderungen. Grabenweger war im Sommer vergangenen Jahres in dem Haus und sagt, es sei bewohnbar, aber noch nicht eingerichtet gewesen. Der abgerutschte Hang war noch nicht saniert, und es habe einen weiteren großflächigen Wasserschaden gegeben.
Wollte René Benko bei seiner Insolvenz als Einzelunternehmer erhebliche Beträge vor dem Zugriff seiner Gläubiger retten?
Update, 9.08 Uhr: Der erste Zeuge wird aufgerufen und belehrt, Fabio A., Bautechniker. Er war der Baumanager für die Renovierung der Villa, sie sollte etwas "aufgehübscht" und saniert werden. Es gab einen Wasserschaden, es geht um den Zeitraum Ende 2023. "Bewohnbar war das Haus sicher", sagt er. Die Staatsanwaltschaft wirft Benko in ihrer Anklage vor, dass er die Miete und Nebenkosten für vier Jahre im Voraus bezahlt habe, obwohl das Haus anfangs ein Jahr lang gar nicht bewohnbar gewesen sei.
Update, 9.01 Uhr: René Benko hat den Gerichtssaal betreten, sieben Justizbeamte umringen ihn. Er wird wieder fotografiert, schaut kurz ins Publikum. Die Richterin kündigt an, welche Zeugen heute kommen. Der Oberstaatsanwalt erklärt, es sei eine Anzeige erstattet worden gegen einen Zeugen, einen ehemaligen Controller der Signa. Es geht wohl um eine Aussage, die er in der Vergangenheit gemacht hat, es geht offensichtlich nicht um das gegenständliche Verfahren.

Update, 15. Oktober, 8.29 Uhr: Vor dem Landgericht Innsbruck sollen am zweiten Prozesstag mehrere Zeugen aussagen. Es geht um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass der 48-jährige Ex-Milliardär bei seiner Insolvenz als Einzelunternehmer erhebliche Beträge vor dem Zugriff seiner Gläubiger retten wollte.
Auf das Delikt aus dem österreichischen Strafrecht, der sogenannten betrügerischen Krida, stehen bis zu zehn Jahre Haft. Es wird mit einem Urteil noch am Mittwoch gerechnet. Zum Auftakt des Verfahrens hatte sich Benko "nicht schuldig" bekannt. Sein Anwalt wies die Vorwürfe vehement zurück. Laut Anklage hat Benko einen nicht vertretbaren Miet- und Betriebskostenvorschuss für vier Jahre in Höhe von etwa 360.000 Euro für ein Anwesen bezahlt.

Außerdem habe er 300.000 Euro an seine Mutter überwiesen, so der Verdacht. Sein Immobilien- und Handelsimperium Signa war ab Herbst 2023 zusammengebrochen. Es ist die größte Pleite in der jüngeren Geschichte Österreichs. Das aktuelle Verfahren ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den insgesamt 14 Ermittlungssträngen allein in Österreich. Die Justiz in Deutschland und Italien ermittelt gegen Benko, auch in München hat er seine Spuren hinterlassen.
AZ vor Ort: So lief der erste Tag im Prozess gegen René Benko
Fast neun Monate Untersuchungshaft haben René Benko (48) gezeichnet. Am Dienstag (14. Oktober) betritt er um kurz nach 9 Uhr den Schwurgerichtssaal im Landesgericht Innsbruck. Acht Justizbeamte begleiten ihn. Benko trägt eine zerknitterte Krawatte zum dunklen Anzug. Er hat stark abgenommen, ist blass, wirkt gealtert. Tiefe Falten ziehen sich neben seiner Nase bis hinunter zum Kinn.
Immer noch verheiratet? Benko trägt weiter Ehering
Der 48-Jährige ist sehr angespannt, als das Blitzlichtgewitter der Fotografen auf ihn niedergeht. Benko schaut sich kurz suchend im Zuschauerraum um. Von seiner Familie ist niemand da, um ihm beizustehen. Knapp zwei Jahre nach dem Zusammenbruch seines Signa-Imperiums hat nun der erste Strafprozess zur Aufarbeitung der Jahrhundertpleite begonnen.
Hat Benko rund 660.000 Euro "beiseitegeschafft"?
Benko macht vor Gericht zunächst nur persönliche Angaben: Er ist Vater von vier Kindern (10, 13, 15, 22) verheiratet, hat derzeit kein Einkommen. Davon, dass seine Frau angeblich die Scheidung eingereicht hat, ist keine Rede. Benko trägt seinen Ehering. Zu seinem Vermögen oder Schulden will er sich wegen des laufenden Konkursverfahrens nicht äußern.

Oberstaatsanwältin Tea Krasa wirft ihm vor, insgesamt rund 660.000 Euro "beiseitegeschafft" zu haben, um sie seinen Gläubigern vorzuenthalten. Er habe für ein "renovierungsbedürftiges und gar nicht bewohnbares Haus" in seiner Heimatstadt Innsbruck im Herbst 2023 eine Miet- und Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von 360.000 Euro für vier Jahre im Voraus gezahlt, weil er die Villa langfristig für seine Familie habe sichern wollen. Dabei habe er gewusst, "dass er bald insolvent ist".

Vorwurf nach Vorwurf – Benko schüttelt nur den Kopf
Die Villa gehört einer Tochtergesellschaft der Laura Privatstiftung. Die Stiftungen, so die Staatsanwältin, seien für Benko "eine Art Selbstbedienungsladen" gewesen. Seiner Mutter, einer pensionierten Kindergärtnerin, habe er eine zentrale Funktion übertragen, obwohl sie „mit den Geschäften gar nichts zu tun hatte“. Seine Schwester habe finanzielle Vorgänge für ihn abgewickelt. Benko sei nur deshalb offiziell kein Begünstigter der Stiftungen gewesen, damit der Insolvenzverwalter keinen Zugriff habe.
Den zweiten Vorwurf bezeichnete die Staatsanwältin als "Rückschenkung" einer Schenkung. Benko habe sich Ende November 2023 über seine Mutter 1,5 Millionen Euro aus der Ingbe-Stiftung auszahlen lassen. Damit habe er "diverse private Zahlungen", etwa für Möbel, Inneneinrichtung und Anwaltskosten, gezahlt. Die übrigen 300.000 Euro habe er "seinen Gläubigern nicht zugestanden" und deshalb der Mutter das Geld zurückgezahlt. Benko schüttelt während des Vortrags der Staatsanwältin immer wieder den Kopf, verschränkt die Arme.
"Selbstaufgabe": Benko habe für sein Lebenswerk gekämpft
Benkos Verteidiger Norbert Wess beschreibt die damalige Zeit als "unglaubliche Herausforderung für Herrn Benko" – nach Corona, dem Anstieg von Zinsen und Baukosten sowie dem Ausbruch des Ukrainekriegs. Wess: "Alle Immobilien-Unternehmen bekamen Probleme, die großen bekamen große." Benko habe rund um die Uhr um sein Lebenswerk gekämpft: "Bis zur körperlichen Selbstaufgabe." Dass er für seine Familie habe vorsorgen wollen, sei kein Verbrechen.
René Benko bekennt sich nicht schuldig: Erster Prozesstag schnell vorbei
Nun ist wieder Benko dran: "Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft ist an Zynismus nicht zu überbieten." Zu den Vorwürfen will er sich nun nicht mehr äußern. Es gibt eine schriftliche Erwiderung seines Anwalts. Benko zu Richterin Andrea Wegscheider: "Es ist alles gesagt." Auf ihre Frage, ob er sich schuldig bekenne, antwortet er kurz: "Nicht schuldig."
Schon nach zwei Stunden ist der erste Prozesstag vorbei. Gegen 11 Uhr geht es für Benko wieder zurück in die Haftanstalt. Für Mittwoch sind Zeugen geladen. Benkos Mutter (75) und seine Schwester (42) werden nicht kommen. Sie machen von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.
So lief der erste Tag im Benko-Prozess
Update, Dienstag, 14. Oktober, 11.06 Uhr: Das war's schon für heute. Nach nur zwei Stunden ist der erste Prozesstag gegen den österreichischen Investor René Benko beendet worden, es geht erst am Mittwoch um 9 Uhr weiter. Für morgen sind dann die Zeugen geladen. Allerdings ist jetzt schon klar, dass Benkos Mutter und Benkos jüngere Schwester nicht vor Gericht erscheinen werden, da sie sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Der Prozesstag geht früher als gedacht zu Ende, da sich Benko nicht ausführlich zu den Vorwürfen befragen lassen will. "Es ist alles gesagt", sagt René Benko zu der Richterin.
René Benko will doch nicht aussagen
Update, 10.38 Uhr: Im Haus im Innsbrucker Stadtteil Hungersburg leben nun Benkos Frau und seine drei jüngsten Kinder. Seine Tochter Laura, nach der er eine Stiftung benannt hat, ist aus erster Ehe und bereits erwachsen.

Jetzt geht es weiter. René Benko sagt, dass er aussagen möchte. "Bekennen Sie sich schuldig?", fragt die Richterin. "Nicht schuldig", antwortet der 48-Jährige. Dann sagt er, dass er doch keine Fragen mehr beantworten wolle. Das Gericht will nun versuchen, kurzfristig noch zwei Zeugen für denselben Tag zu laden, darunter den Masseverwalter Andreas Grabenweger. Doch er und zweiter Zeuge stehen nicht kurzfristig zur Verfügung.
Anwalt Wess: "Benko kämpfte bis zur körperlichen Selbstaufgabe um sein Lebenswerk"
Update, 10.19 Uhr: Nun spricht Benkos Anwalt Norbert Wess. Sein Mandat bekenne sich in beiden Fällen nicht schuldig. Wess beschreibt die Zeit, in der die angeklagten Straftaten liegen, als "unglaubliche Herausforderung für Herrn Benko" – nach Corona, gestiegenen Zinsen und Baukosten sowie dem Ausbruch des Ukrainekriegs. Wess: "Alle Immobilien-Unternehmen bekamen Probleme, die großen bekamen große." Benko habe rund um die Uhr um sein Lebenswerk gekämpft: "Bis zur körperlichen Selbstaufgabe."
In Richtung der Staatsanwältin sagt er: "Ich lasse mir keine Nebelgranaten und kein Störfeuer unterstellen". Die Anklage sei seiner Auffassung nach schlichtweg falsch. Und weiter: "Ich kenne viele Unternehmer, die sich sehr viel abverlangen, aber Herr Benko gehört an die oberste Stelle." Man könne Benko nicht vorwerfen, dass er für seine Familie vorsorge. Er wollte, dass die Familie zurück in dieses Haus zieht, "auch, um sich dem Medienrummel zu entziehen". Jetzt ist Pause.
Benko und die Familienstiftungen: "Eine Art Selbstbedienungsladen"
Update, 10.06 Uhr: Die Staatsanwältin hat die Anklage verlesen. Sie sagt, für Benko seien die Familienstiftungen "eine Art Selbstbedienungsladen" gewesen, in dem er seiner Mutter, einer pensionierten Kindergartenpädagogin, eine zentrale Funktion gab. Seine Schwester habe persönliche und finanzielle Vorgänge für ihn abgewickelt.
Bei Benko hätten ganz alltägliche Vorgänge – wie hier die Miete zahlen – eine abenteuerliche Wendung genommen. Zu erklären sei dies damit, dass er seinen luxuriösen Lebensstil nicht aufgeben wollte. Benko sitzt der Richterin gegenüber. Was in ihm vorgeht, können die Prozessbeobachter nicht mehr sehen. Er sitzt mit dem Rücken zu ihnen.
Erster Benko-Auftritt nach neun Monaten U-Haft
Update, 9.41 Uhr: Benko war in Österreich viele Jahre eine für seine Erfolge bestaunte Figur. Er wurde von Gesellschaft und Politik hofiert. Der höchst intransparente Signa-Konzern, zu dem solche Prestige-Objekte wie das Chrysler-Building in New York oder der Hamburger Elbtower gehörten, war im Herbst 2023 zahlungsunfähig.

Steigende Zinsen und Baukosten, der riskante Einstieg ins Handelsgeschäft mit dem Kauf von Karstadt und Kaufhof sowie mögliche Managementfehler hatten den Konzern in Schieflage gebracht. Innerhalb kurzer Zeit stürzte das Konglomerat aus mehr als 1130 Gesellschaften wie ein Kartenhaus zusammen. Die Forderungen belaufen sich nach Angaben des Kreditschutzverbands KSV von 1870 auf insgesamt rund 27 Milliarden Euro, davon seien neun Milliarden anerkannt. Die Summe beinhaltet auch sämtliche Forderungen der Signa-Gesellschaften untereinander. Der wirtschaftliche Schaden rein für externe Auftragnehmer ist noch nicht bezifferbar.
René Benko lebte auf großem Fuß
Update, 9.21 Uhr: Benko, in Österreich auch als "Wunderwuzzi2 tituliert, hatte sich bereits zum Ende seiner Schulzeit in Innsbruck als talentierter Geschäftsmann entpuppt. Statt das Abitur zu machen, baute er Dachböden aus. Seine 1999 in Signa umbenannte Immobiliengesellschaft gehörte zu den größten in Österreich. Durch aufsehenerregende Projekte in Österreich und Deutschland wuchs sein Ruf als genialer Investor.
Ihm standen eine 62-Meter-Jacht, ein Privatjet und ein Haus mit mehreren Tausend Quadratmetern zur Verfügung. Sein Geschäftsmodell profitierte immens von der langen Niedrigzinsphase, wodurch Investitionen in Immobilien stark erleichtert wurden. Als die Zinsen wieder anzogen, kam die Signa in Schwierigkeiten. Signa-Manager und Aufsichtsratsmitglieder werden dafür kritisiert, dass sie den Aufgaben einer umsichtigen Führung und Kontrolle nicht nachgekommen seien.
Benko-Vermögen wurde zu Glanzzeiten auf fünf Milliarden Euro geschätzt
Update, 9.17 Uhr: Insgesamt verfolgen die österreichischen Behörden bei den Ermittlungen 14 Stränge. Der Verdacht lautet meist schwerer Betrug und Untreue. Im Visier der Justiz sind 15 Verdächtige. Der von den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien erfasste Gesamtschaden beläuft sich auf 300 Millionen Euro. Auch in Deutschland und Italien wird ermittelt. Weitere Anklagen gegen Benko und andere Verdächtige gelten als wahrscheinlich. Sein Vermögen war zu seinen Glanzzeiten auf fast fünf Milliarden Euro geschätzt worden.

René Benko ist da: Seine ersten Worte vor Gericht
Update, 9.11 Uhr: René Benko hat abgenommen in der Haft, ist blass, wirkt angegriffen. Er äußert sich jetzt zu persönlichen Verhältnissen: Zu Schulden und Vermögensverhältnissen will er nichts sagen. Das Alter seiner Kinder: 10, 13, 15 und 22 Jahre alt. "Die drei kleineren Kinder werden von meiner Frau betreut", sagt Benko. Er habe keine Vorstrafen sagt er. Die Richterin: "Es gab mal was in der Vergangenheit, das ist gelöscht."
Warten auf René Benko
Update, 8.51 Uhr: Im Gericht herrschen hohe Sicherheitsvorkehrungen. Alle müssen durch eine Sicherheitsschleuse, vor und im Gebäude sind viele Polizisten. Benkos Anwalt Norbert Wess sagt der AZ: "Mein Mandant will sich äußern." Auf die Frage, wie es seinem Mandanten gehe, sagt er: "Er ist kämpferisch."

Update, 8.48 Uhr: Unter anderem geht es um eine durch eine als "Rückführungsdarlehen" deklarierte Schenkung von 300.000 Euro an seine Mutter. Der gefallene KaDeWe-Investor wird beim Prozess also seine Mutter Ingeborg (75) und seine Schwester Verena (43) sehen, die als Zeuginnen auftreten. Ihre Aussagen von Mutter und Schwester werden am Mittwoch erwartet.

Update, 8.41 Uhr: Dem Gründer des Immobilien- und Handelsimperiums Signa wird vorgeworfen, dass er angesichts seiner drohenden Pleite als Einzelunternehmer erhebliches Vermögen verschleiert und damit seine Gläubiger geschädigt habe. Die Schadenssumme beträgt laut Staatsanwaltschaft rund 660.000 Euro.
Der Strafrahmen reicht bis zu zehn Jahren Haft. Für den auf zwei Tage anberaumten Prozess vor dem Landgericht Innsbruck haben sich rund 70 Journalistinnen und Journalisten aus dem In- und Ausland angemeldet. Das Verfahren umfasst nur einen kleinen Teil der Ermittlungen rund um die milliardenschwere Pleite der Signa.
Konkret geht es darum, dass der 48-Jährige einen aus Sicht der Anklage nicht vertretbaren Miet- und Betriebskostenvorschuss in Höhe von etwa 360.000 Euro für ein von ihm genutztes Anwesen bezahlt habe. Außerdem habe er 300.000 Euro an eine Angehörige überwiesen, um die Summe den Gläubigern zu entziehen, so der Verdacht. Für den Prozess sind acht Zeuginnen und Zeugen geladen. Benko bestreitet die Vorwürfe.
Erstmeldung, 14. Oktober, 8.30 Uhr: In einer halben Stunde beginnt am Landesgericht Innsbruck der erste Strafprozess gegen René Benko. Vor dem Gerichtsgebäude in der Maximilianstraße haben sich Fernsehteams positioniert, die ersten Live-Schalten laufen.

In der Tiroler Tageszeitung ist die Verhandlung der "Prozess des Jahres". 82 Journalisten haben sich für den Prozess akkreditiert: von Innsbruck bis angeblich Abu Dhabi, heißt es. Am Gebäude hängen Zettel, dass alle Platzkarten vergeben sind.
Für andere Prozessbeobachter gibt es nur zehn Plätze, die frei vergeben worden. Um 5.03 Uhr stand der Allererste dort, der letzte Platz wurde erst Stunden später vergeben.
"Das Interesse war überschaubar", sagt einer. Es sei nicht schwierig gewesen, einen Platz zu ergattern. Der Mann wohnt 20 Kilometer von Innsbruck entfernt und war Polizist. Der Pensionist zur AZ: "Ich hatte beruflich mit Kriminellen zu tun. Beim Benko habe ich mir schon lange gedacht, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann."