Zwei Deutsche und eine Koreanerin im Jemen getötet
Die Nachrichtenlage über die entführten Ausländer im Jemen ist verwirrend. Offenbar sind zwei deutsche und eine koreanische Frau getötet worden. Was mit den anderen Verschwundenen ist, bleibt noch offen.
Blutiges Drama im Jemen: Extremisten haben zwei deutsche Pflegehelferinnen und eine koreanische Lehrerin getötet, die in einem Krankenhaus beschäftigt waren. Die drei getöteten Frauen waren waren am vergangenen Freitag gemeinsam mit sechs weiteren Ausländern nördlich der Hauptstadt Sanaa entführt worden.
Beamte in der nordwestlichen Provinz Saada sagten, die Leichen der Frauen, die mit Pistolen und Dolchen umgebracht wurden, seien am Montag im Nuschur-Tal nahe der Ortschaft Akwan entdeckt worden. Die Opfer waren laut Innenministerium zwischen 22 und 27 Jahre alt. Andernorts in dem Tal fanden die Sicherheitskräfte später zwei kleine Mädchen. Die Kinder, die gemeinsam mit den Frauen verschleppt worden waren, waren am Leben.
Vier weitere Ausländer – die Eltern der Mädchen und der vierjährige Sohn der Familie, die schon länger im Jemen lebte, sowie ein britischer Ingenieur – wurden am Montagabend noch vermisst. Die Ausländer hatten alle im Auftrag der in den Niederlanden registrierten Wohltätigkeitsorganisation Worldwide Services am Al-Dschumhuri-Krankenhaus in der nordwestlichen Stadt Saada gearbeitet. Das bestätigte ein Sprecher der Organisation in den Niederlanden.
Zu der Entführung und der Ermordung der Frauen hat sich bislang niemand bekannt. Die jemenitische Regierung bezichtigt als Täter die schiitischen Houthi-Rebellen, die ihre Hochburg in Saada haben. Die Rebellen streiten jedoch jede Beteiligung an der Entführung ab. Das Auswärtige Amt bestätigte den Bericht über den Leichenfund zunächst nicht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin lediglich: „Wir kennen diese Meldungen. Wir gehen dem nach.“ „Die Lage ist extrem verworren, es kursieren wilde Gerüchte über angebliche Geheimverhandlungen“, sagte ein jemenitischer Beobachter.
Das deutsche Paar – ein 35 Jahre alter Haustechniker und eine 30 Jahre alte Krankenschwester – war schon seit Jahren für die niederländische Hilfsorganisation Worldwide Services im Jemen tätig. Die beiden getöteten deutschen Frauen und die Koreanerin waren später hinzugekommen. Britische und niederländische Angehörige der Wohltätigkeitsorganisation waren 1999 von Stammesangehörigen nördlich von Sanaa verschleppt worden. Sie waren damals nach 17 Tagen Geiselhaft frei. Die jemenitische Regierung bezahlte damals nach Angaben der Kidnapper Lösegeld.
Im Dezember 2002 hatte ein islamischer Religionsstudent in der südjemenitischen Stadt Dschibla drei amerikanische Mitarbeiter eines Missionskrankenhauses erschossen. Entführungen von Ausländern durch Stammesangehörige im Jemen sind nicht selten und gehen in der Regel unblutig aus. Meist missbrauchen die Entführer die Ausländer, um die Regierung zu erpressen. In dem südarabischen Land gibt es aber auch El-Kaida-Terrorzellen, die schon mehrfach Ausländer getötet hatten. Der letzte Selbstmordanschlag auf Touristen liegt nur drei Monate zurück. In der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Provinz Saada gab es allerdings bislang keine bekannte Präsenz der sunnitischen Terrorgruppe. Der Ort, an dem laut Sicherheitskräften die Leichen der Frauen gefunden wurden, liegt allerdings nicht weit von der Jawf-Region entfernt, in der bereits El-Kaida-Terroristen untergetaucht waren.(dpa)
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