Zugunglück in Kanada: Zahl der Toten steigt
Wie aus dem Nichts rast plötzlich ein mit Rohöl beladender Güterzug mitten in eine kanadische Kleinstadt hinein und explodiert. Dann kommt heraus: Die Zuggesellschaft war schon häufiger in Unfälle verwickelt. 13 Leichen sind geborgen - und die Zahl könnte steigen.
Lac-Mégantic/New York - Auch Tage nach dem verheerenden Zugunglück in der ostkanadischen Kleinstadt Lac-Mégantic suchen Rettungskräfte unter schwierigen Bedingungen weiter nach Überlebenden.
Im Lauf des Montags (Ortszeit) stießen sie zunächst jedoch nur auf weitere Leichen: Die Zahl der Toten stieg auf 13, wie kanadische Medien unter Berufung auf lokale Behörden berichteten. Bis zu 40 Menschen gelten weiterhin als vermisst. Das gesamte Ausmaß der Schäden und die Ursache der Katastrophe blieben zunächst weiter unklar. Kanadas Premierminister Stephen Harper verglich die Unglücksstelle mit einem "Kriegsgebiet" und versprach umfassende Untersuchungen.
Ein führerloser Zug mit 73 Kesselwagen voller Rohöl war am Samstagmorgen (Ortszeit) in das 6000-Einwohner-Städtchen Lac-Mégantic hinein gerast und explodiert. Mindestens 30 Gebäude wurden zerstört, darunter ein Supermarkt und die Bibliothek. Rund 2000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Mehrere Waggons brannten bis in den nächsten Tag hinein. Rund 160 Feuerwehrmänner kämpften gegen die Flammen. Etwa 100 000 Liter Öl wurden in den Quebec River gespült. 2000 Menschen - rund ein Drittel der Bevölkerung der Kleinstadt - mussten ihre Häuser verlassen. Bis zu 1500 davon können Behördenangaben zufolge möglicherweise am Dienstag zurückkehren.
Die Züge der Bahngesellschaft "Montreal, Maine & Atlantic Railway", zu der auch der Unglückszug gehörte, waren Medienberichten zufolge schon häufiger in Unfälle verwickelt. Seit 2010 habe es acht Entgleisungen und vier Kollisionen gegeben, berichtete der TV-Sender CTV. Die betreffende Lokomotive sei jedoch noch am Tag vor dem Unglück von einem Inspektor untersucht und für in Ordnung befunden worden, sagte Kanadas Transportminister Denis Lebel.
Unterdessen konzentriert sich die Suche der Rettungskräfte vor allem auf die beliebte Bar "Musi-Cafe" im Stadtzentrum des rund 250 Kilometer östlich von Montreal gelegenen Lac-Mégantic. Dort sollen zum Zeitpunkt des Unglücks zahlreiche Menschen fröhlich getrunken und getanzt haben - und von vielen von ihnen fehlt nun jede Spur. "Ich habe eine Freundin, die vor der Bar geraucht hat, als es passiert ist, und sie ist gerade noch davon gekommen", sagte die 27-jährige Anne-Julie Huot dem TV-Sender CBC. "Wir können uns also ausmalen, was mit den Menschen in der Bar passiert ist. Es ist wie ein Alptraum, das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann."
- Themen: