Zu dick für den Dienst?
Berlin - Hätte die Verunglückte gar nicht auf der Gorck Fock sein dürfen? Laut eines Berichts war Sarah zu klein und mit 83 Kilo zu schwer für die Übungen in der Takelage. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Vorfälle an Bord der Gorch Fock sind jetzt auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft: Die Offiziersanwärterin Sarah S. war vermutlich nicht bordtauglich, als sie aus der Takelage stürzte und tödlich verunglückte. Eine Obduktion hatte ergeben, dass die 25-Jährige bei einer Größe von 1,58 Meter 83 Kilo wog (AZ berichtete). Damit hätte sie an der Übung nicht teilnehmen dürfen. Die Marine hat jetzt alle Papiere an die Staatsanwaltschaft Kiel übergeben.
Als Sarah S. am 7. November auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock” zu Tode stürzte, löste das eine Krise bei der Bundeswehr aus – Berichte von unmenschlichem Drill und sexueller Belästigung machten die Runde. Verteidigungsminister zu Guttenberg bekam deutlich Schlagseite, auch die Entlassung des Kapitäns Norbert Schatz konnte den Ruf des Vorzeige-Schiffs der Marine nicht wieder herstellen. Wer die Verantwortung für den Tod von Sarah S., der zunächst als tragischer Unfall deklariert wurde, trägt, ist immer noch unklar. Doch jetzt könnte ein Marine-Untersuchungsbericht die Umstände aufklären.
Darin heißt es laut „Bild”-Zeitung, die Obduktion des Leichnams habe ein Körpergewicht ergeben, „welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte”. Wie die junge Frau auf der Gorch Fock trotz körperlicher Beanspruchung so stark zunehmen konnte, soll jetzt untersucht werden. Auch die Frage, warum niemand bemerkte, wie Sarah S. immer dicker wurde, ist noch unklar.
Dazu kommt: Sarah S. war mit 1,58 Metern zu klein für den Dienst an Bord. Für ihren vorherigen Dienstposten auf der Fregatte „Mecklenburg Vorpommern” bekam die Offiziersanwärterin eine Ausnahmegenehmigung. Als sie später auf der Gorch Fock eingesetzt wurde, hätte sie eine neue Genehmigung gebraucht, aber die gab es nie.
Die Marine wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Laut „Bild” soll es auch Kommunikationsprobleme an Bord gegeben haben: Der Unteroffizier, der für die Ausbildung zuständig war, war erst am 5. November an Bord gekommen – kurz vor dem Unglück. Eine Einweisung in die Ausbildung in der Takelage habe er nicht erhalten. Und: Einem weiteren Ausbilder war offenbar aufgefallen, dass Sarah S. mit dem Aufentern in die Takelage Probleme hatte: „Er hatte ein ungutes Bauchgefühl”, heißt es im Bericht.
- Themen:
- Bundeswehr
- Karl-Theodor zu Guttenberg